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                                                                            Die Tore der Atlanter
 
Hermann Büsken  46325 Borken      Nikolaus Großstr. 3  Tel.02861-61703
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 Jugendfrei
 
Eine Fantasy-Abenteuer-Geschichte, in der Jetztzeit und in der Vergangenheit.
                                                
 
 
 
 
              
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Vita

Schon in jungen Jahren habe ich viel gelesen. Kein Karl May war vor mir sicher. Später schlug ich die Richtung Perry Rhodan und artverwandte Bücher ein. UFO-Literatur, und Esoterik, aber auch ganz normale Taschenbücher runden das Bild ab. Als ich nichts Besseres hatte, einen Gruselroman las, und mich über die primitive Ausdrucksweise wunderte, stellte ich fest, das hättest du besser gekonnt. Ab diesem Zeitpunkt reifte der Plan, selber ein Buch zu schreiben. Ich habe mir dafür ein paar Jahre Zeit gelassen, da ich nur geschrieben habe, wenn ich in Stimmung war. Dabei habe ich festgestellt, dass es Zustände gab, in dem ich mich nur hinzusetzen brauchte und mein Stift ein Eigenleben entwickelte. War vorher alles festgefahren, wurden plötzlich Probleme gelöst und neue Ideen geboren. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass ich unsichtbare Hilfe hatte.  Ich hatte dann beim Schreiben ein Erlebnis, das mich lehrte, dass es auch eine böse Seite gab. siehe hier:

Ich habe mich gefühlvoll in die Lage des Entdeckers der „Tore der Atlanter“ versetzt. Wie würde man sich verhalten, plötzlich im Mittelalter zu sein?
Zurückgreifend auf Sichtungen im Mittelalter versuchte ich die Elfen glaubhaft wiederzubeleben, deren Blütezeit das Mittelalter war. Dass Elfen und Außerirdische zusammen in einer Parallelwelt einen Stützpunkt betreiben, klingt vorstellbar. Schon in der Bibel wurde von Sichtungen gesprochen. Von Wagen am Himmel mit feurigen Rädern war die Rede.
Als ich anfing zu schreiben, wollte ich nur ein Abenteuerbuch für Jugendliche schreiben. Dann konnte ich nicht mehr aufhören zu schreiben
 
Zurzeit arbeite ich noch an meiner 5. Fortsetzung.
 
 
 
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„Die Tore der Atlanter“ ist eine Fantasy-Abenteuer-Buchreihe von fünf Büchern, und handelt von einem jungen Mann namens Kristian, seiner Freundin Jessika, der gemeinsame Freundin Jeanette und der Reporterin Lena, die über ihre Abenteuer berichtet, und damit die Kasse ihrer Unternehmungen füllt.

Wie würde man sich verhalten, plötzlich im Mittelalter zu sein, oder wenn man als erster Mensch einen Erstkontakt mit den Alien herstellt? Die Tore wurden vor einigen tausend Jahren von einem Volk geschaffen, das damit Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit nahm. Später trifft Kristian auf die Nachkommen dieses Volkes. Er nennt sie Atlanter.
Ihre Technik ermöglichen es ihm, in andere Zeiten und Orte zu springen.
Kristian handelt mit Waren aus dem Mittelalter und römischen Reich, die er dort billig eintauscht, und teuer bei sich verkauft.Die Museen reißen sich darum. 

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Leseproben
 
Dem Namen alle Ehre machend, lag die Burgruine auf einen der höchsten Punkte in dieser Gegend. Burg war zu viel gesagt, da nur noch bescheidene Reste von der wohl einstigen Pracht übrig waren. Man konnte noch einzelne Fensternischen erkennen, und die Aussparungen im Mauerwerk, wo einmal die Tragebalken für die Decken und Fußböden gelegen hatten. Ein halber Torbogen ragte aus einer Mauer hervor und würde sicher auch bald in sich zusammenfallen.
Da, wo vielleicht einmal eine Zugbrücke den Feinden das Eindringen verwehrt hatte, lag der Rest der Burg jetzt für jeden Besucher frei zugänglich dar. Einen Graben, falls es ihn einmal gegeben hatte, war längst dem Erdboden gleichgemacht worden. Trotzdem ließ sich noch erahnen, wie mächtig einst die Burg ausgesehen haben mochte.
Als Kristian die Burg fast erreicht hatte, setzte er sich mit Blick auf die Burg ins Gras. Sein Rücken lehnte entspannt gegen einem großen Stein, der aussah, als würde er seit Anbeginn der Zeit an dieser Stelle verharren und die vor ihm liegende Burg bewachen.
Ein Blick auf die vorbeiziehenden Wolken, die Burg vor ihm, Sonnenschein und Urlaub, was wollte er mehr. Wie von selbst fielen ihm die Augen zu.Er dachte über die Bewohner der Burg nach, wie sie wohl gelebt hatten.
 
Eingestimmt vom Leben auf der Burg, öffnete er die Augen und blickte verklärt zur Burg hinüber.
Zuerst undeutlich und verschwommen, sah er zwischen dem Bergfried und der Außenmauer, ein seltsames Flimmern. Sicher reflektierte eine zerbrochene Flasche das Sonnenlicht. Neugierig geworden, konzentrierte er sich und sah genauer hin. Plötzlich wurde ihm kalt, Gänsehaut breitete sich über seinen Körper aus. So, als schaute man durch ein Guckloch, öffnete sich ein stetig größer werdender runder Ausschnitt, die Konturen des Randes verschmolzen im silbrigen Licht. Eine vollständig erhaltene Burg bot sich seinen Augen dar. Er wollte es nicht glauben, so musste die Burg vor langer Zeit ausgesehen haben. Der Bergfried hatte eine Größe, wie er ihn sich im Traum nicht vorgestellt hätte. Auf ihn wehte eine Fahne, deren Wappen er nicht erkennen konnte. Mitten auf dem Platz sieht er einen Brunnen, mit einem Dach aus Holzschindeln. Das Wiehern eines Pferdes und das Hämmern auf einem Amboss war zu hören. Ehe er wusste, wie ihm geschah, begann sich das flimmernde Fenster wieder zu schließen. Er dachte noch, jetzt fängst du schon am hellen Tag an zu träumen und zu fantasieren, als sich das Fenster gänzlich schloss.
Mit einem Schlag sah er die traurigen Überreste der Burg wieder vor sich. Etwas war mit ihm geschehen. Er war sich sicher, dass er nicht geträumt hatte. So sehr er seine Augen auch anstrengte und zur Burg blickte, es änderte sich nichts mehr. Traurig und verlassen wirkte jetzt das gewohnte Bild der verfallenen Burg.
Es war ihm nicht neu, das es schon oft vorgekommen war, hauptsächlich an historischen Orten, dass Personen, die sich gegen altes Gemäuer oder Heiligtümer gelehnt hatten, sich plötzlich in einer anderen Zeitepoche wiederfanden. Dort hatten sie Dinge gesehen, die der heutigen Zeit teilweise noch unbekannt waren. Er hatte aber nichts dergleichen getan, der Stein hinter ihm, gegen den er sich lehnte, konnte wohl auch nicht der Auslöser gewesen sein, obwohl er sicher schon so mancherlei gesehen hatte.
Die Kälte wich langsam aus seinem Körper und machte der wohltuenden Wärme der Sonnenstrahlen Platz. Er blickte zur Burg.
Ihm fiel ein, dass er als Auslöser zuerst ein Flimmern zwischen dem Burgfried und der Außenmauer gesehen hatte. Da er das Geschehen noch nicht verkraftet hatte und ihm der Schreck noch zu schaffen machte, schob er weitere Überlegungen erst einmal beiseite. Auf jeden Fall wollte er im Moment nicht mehr hierbleiben, weil ihm das Erlebnis noch zu schaffen machte.
Unweit der Burg Falkenhorst, am Talrand mit Blick auf die Burg, wohnte sein Freund Kurt mit seiner jüngeren Schwester Jessika, der Großvater und Maria die Haushälterin. Es ist das Haus ihrer Eltern, ein altes Anwesen. Es liegt wie auf einem Präsentierteller inmitten grüner Wiesen, rundherum hatte man freie Sicht, einen Nachbarn gab es nicht. Wenn er so darüber nachdachte, das Haus musste bestimmt einige Hundert Jahre alt sein. Hinter dem Haus steht ein Stall, der auf uralten Fundamenten erbaut war. In ihm standen, als er Kurt das letzte Mal besucht hatte, drei Reitpferde. Ein schlanker Turm aus Bruchsteinen erbaut, streckte sich in die Höhe, und war an einer Seite mit dem Stall verbunden.
Kristian drehte sich um und sah, dass eine Reiterin in vollem Galopp auf geradem Wege auf ihn zukam. Jessika, Kurts Schwester, wer sollte es anders sein. Ihre enge Reithose brachte ihren schönen Körper voll zur Geltung und lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung. Sie brachte ihr Pferd vor ihm zum Stehen und blickte lächelnd auf ihn herab. Das lange blonde Haar, welches sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, wurde jetzt durch die Reitkappe gebändigt. Obwohl er sie schon seit ihrer Kindheit kannte, hatte er eigentlich nie mehr Gefühle für sie empfunden, als einer Schwester gegenüber. Als er jetzt in ihre Augen blickte, wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass sich etwas geändert hatte.
»Störe ich«? fragte sie, »ich wollte dich nicht aus deinen Träumen reißen.« Was sollte er erwidern, vielleicht hatte er doch nur geträumt?
Bevor er antworten konnte, sprang sie mit einem Satz vom Rücken ihres Pferdes.
»Was ist passiert, du siehst so blass aus?«
»Was ich gesehen habe, glaubt mir sowieso keiner, ich kann es ja selbst nicht glauben.«
»Erzähl schon.«
Sie setzte sich zu ihm, in einer Hand hielt sie die Zügel. Ihre Blicke trafen sich, ihm wurde zum ersten Mal richtig bewusst, wie schön sie war. Er atmete den Duft ihres Parfüms ein.
Da der Stein nicht viel Platz bot, saßen sie bald eng beieinander, was ihm sehr gefiel. Er wollte gerade seinen Arm um ihre Schulter legen, da sprang sie auf.
»Was ist denn jetzt, willst du mich nicht in deine Geheimnisse einweihen?«
»Das werde ich tun, aber lass mich eine Nacht darüber schlafen.«
»Wie du willst, wann lässt du dich mal wieder bei uns sehen, wir könnten zusammen ausreiten?« Eine Antwort nicht abwartend, schwang sie sich auf ihr Pferd und galoppierte winkend heimwärts. Auch er beschloss, nach Hause zu gehen.
Sein Zuhause, welches abseits am Dorfrand stand, kam einem kleinen Knusperhäuschen gleich. Es war alt und die Zimmer waren klein. Günstig hatte er es erwerben können, als die vorherige Besitzerin im hohem Alter starb. Er kannte sie noch aus seiner Jugendzeit. Oft hatten sie in ihrem Garten Kirschen und Äpfel gepflückt. Jetzt war es sein Zuhause.
Kristian war dreiundzwanzig Jahre alt, einmeterachtzig groß und betreute im Dorf eine Jugendgruppe in Selbstverteidigung und Stockkampf. Heute war sein erster Urlaubstag.
Er machte sich einen Kaffee und setzte sich draußen auf seine Bank. Die Obstbäume hingen voll. Leider wusste er mit dem Obst nichts anzufangen und hatte sich schon überlegt, sich ein paar Ziegen anzuschaffen, die das Obst verwerten und den Rasen kurz halten sollten. Darum würde er sich später kümmern. Morgen in der Frühe, wollte er sich erneut zur Burg aufmachen, danach würde er weiter entscheiden.
Kristian stand früh auf, weil er keine Zuschauer wollte, wenn er die Stelle, von der das Flimmern ausgegangen war, näher in Augenschein nehmen wollte.
Voller Ungeduld wäre er am liebsten den ganzen Weg gerannt, seine schweren Wanderschuhe ließen dieses aber nicht zu. Angekommen, schaute er sich im Burghof um. Links das ehemalige Wohnhaus mit leeren Fensterhöhlen, auf der rechten Seite der Bergfried, an dem die Burgmauer lehnte. Nichts deutete auf den gestrigen Vorfall hin. Er war sich sicher, dass hier am Bergfried die richtige Stelle war. Vielleicht hatte er doch alles nur geträumt? Solange er die Stelle auch anstarrte, es passierte nichts. Oder doch? Er hörte Stimmen. Auch das noch, die ersten Touristen waren schon angekommen.
Er zog sich auf die andere Seite zurück. So schnell wollte er nicht aufgeben. Ihm fiel ein, dass er, wenn er meditierte, die Visualisierung zu Hilfe genommen hatte. Dies ist eine Technik, die sich der Vorstellungskraft bedient, um geistige Bilder des jeweils erstrebten Gegenstandes oder Zustandes zu erzeugen. Je aktiver die Fantasie arbeitet sich ihrer zu bedienen, desto kraftgeladener wird sie. So wird eine Tür zwischen der Welt, der gewöhnlichen Wirklichkeit und der geistigen Welt geöffnet. Was würde passieren, wenn er diese Technik jetzt und hier anwendete? Würden die Touristen etwas mitbekommen? Wahrscheinlich, denn dieses spielte sich ja nicht nur in seinem Kopf ab. Er hatte das Flimmern nicht in Gedanken, sondern mit eigenen Augen gesehen. Um Klarheit zu bekommen, musste er einen Versuch wagen. Kristian schaute sich um, die Luft war rein, als er sich auf die vermeintliche Stelle am Bergfried konzentrierte. In Gedanken stellte er sich das Flimmern vor, ähnlich der Spitzen eines lodernden Feuers oder der Fata Morgana in der Wüste. Er hatte die Öffnung ja schon gesehen und konnte sie deshalb vor seinem geistigen Auge entstehen lassen. Zunächst passierte nichts. Seine Konzentration verstärkend, spürte er plötzlich ein leichtes Kribbeln auf seiner Kopfhaut, das sich über den ganzen Körper ausbreitete, je mehr er sich konzentrierte. Als sich auch noch eine leichte Gänsehaut einstellte, wusste er, dass etwas passieren würde. Plötzlich sah er das Flimmern. Es war fast durchsichtig und stieg vom Boden empor. Ein angstvolles Kreischen ließ ihn hochfahren, mit der Konzentration war es vorbei, das Flimmern erlosch.
Ein kleines Mädchen stand rechts hinter Kristian. Er hatte sie nicht kommen gehört. Es weinte und zeigte auf die Stelle, auf die er sich gerade noch konzentriert hatte.
Schnell schaute er sich um. Es war sonst keiner in seiner Nähe, der vielleicht auch etwas gesehen haben könnte. Da kam auch schon der Vater des Kindes, durch die Schreie seines Kindes alarmiert, angerannt. Sein Gesicht verdüsterte sich, als er nur sein Kind und Kristian wahrnahm. Das Kind wollte sich nicht beruhigen und zeigte immer wieder auf die Stelle, die zu seinem Glück, nicht in seiner direkten Nähe war. Als der Vater Kristian wieder anschaute, zeigte dieser ein unschuldiges Gesicht und zuckte nur mit den Schultern. Der Vater nahm seine Tochter an die Hand und beide verließen den Burghof. Endlich war die Ruhe wieder hergestellt. Das wäre beinah schief gegangen. Trotzdem hatte sich der Morgen gelohnt. Kristian wusste, wie er die Öffnung ins Mittelalter aktivieren konnte, und dass auch andere diese sahen, und wahrscheinlich auch hindurch gehen konnten, wenn sie geöffnet war.
 
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Kristian hatte Hanna die Heilerin mit in seine Welt genommen,damit Jessika sie kennenlernen konnte. Er hatte ihr die Möglichkeit verschafft, sich in einer Badewanne mit warmen Wasser zu baden.  
»Wie findest du sie«? fragte er Jessika.
»Ganz nett«, war die Antwort. Er fühlte, dass sie ihn was fragen wollte, was sie dann aber nicht tat.
»Willst du wissen, warum wir beim Grafen eingeladen sind«? fragte er. Sie nickte, während sie den Kuchen aufteilte.
»Die Tochter des Grafen wurde entführt und ich habe sie befreit.«
»Schlaft ihr in einem Bett«? fragte sie ganz nebenbei, als sie den Kuchen verteilte. Das war es also, was sie ihn eben fragen wollte.
»Ich habe mein eigenes Bett«, sagte er.
»Gib mir deine Hand.«
Nichts ahnend tat sie es, als sie auch schon in Hannas Hütte standen. Erstaunt sah Jessika sich um.
»Das kleine Bett gehört mir«, sagte er.
»Es gibt ja noch nicht mal Fensterscheiben!«
»Schau hinaus, dann siehst du den Bach, als einzige Möglichkeit, sich zu waschen. Komm, ich zeige dir die Burg.«
Sie standen unsichtbar mitten im Vorhof und hatten einen guten Blick auf die Burg. Jessika schaute sich sprachlos um.
»Komm, jetzt besuchen wir euer Haus.«
Sie standen bald unsichtbar auf dem gepflasterten Vorhof des Vogts, umgeben von der hohen Mauer.
»Ich bring dich jetzt zurück.«
Gesagt getan. Keiner hatte mitbekommen, dass sie weggewesen waren. Jessika fing plötzlich zu weinen an. Kristian ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Erneut wurde ihr Körper geschüttelt. So auf die Schnelle mit einem anderen Zeitalter konfrontiert zu werden, war zu viel für sie. Hanna und Großvater kamen herein. Jessika löste sich von ihm und trocknete ihre Tränen ab. Großvater tat so, als wenn er nichts gesehen hatte. Hanna sagte auch nichts. Jessika schüttete den Kaffee ein.
»Hast du schon die Zeitung gelesen«? fragte Großvater.
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Besuch bei der Elfenkönigin.
»Hera hat mich hergebracht, ich darf in einem Raumschiff mitfliegen.«
»Weißt du schon, wer das Raumschiff führt?«
»Ja, Cyro.«
»Oh, ich kenne Cyro«, sagte Shie.
»Stört es euch nicht, wenn jemand eure Gedanken liest«? fragte Kristian.
»Wir können unsere Gedanken abschirmen.« Die Frau brachte eine Karaffe und drei Gläser. Shie füllte sie. »Auf dein Wohl«, sagte sie. Er war überrascht, ein leichter Fruchtgeschmack mit einem Anteil Alkohol.
»Das schmeckt wirklich gut.«
»Du musst aufpassen, da du heute noch fliegen willst, bekommst du nur ein Glas voll. Das Getränk steigt einem schnell in den Kopf.«
»Ihr wohnt schön hier«, sagte er. »Hera sagte, dass du eine Freundin hast«? fragte Shie, »das nächste Mal bringst du sie mit, damit wir sie kennenlernen können.« Er wusste jetzt schon, dass Jessika es nicht abwarten konnte, wenn sie es erfuhr.
»Ich danke dir für die Einladung.« Kristian blickte sich um, die Wände waren mit Bildern geschmückt. Der König mit verschiedenen Gästen. Auch Cyro oder einer von seiner Art. Aber auch so etwas wie abstrakte Kunst war vertreten. Hera stand auf, »wir müssen zurück, sonst fliegt Cyro ohne Kristian ab.«
»Bis bald«, verabschiedete er sich und fand sich draußen vor dem Raumschiff wieder. Cyro wartete schon. Ein Zweiter von seiner Art, stand ebenfalls vor der geöffneten Tür.
»Das ist Systra«, stellte Hera vor. Äußerlich hätte er sie kaum auseinanderhalten können.
»Ich gehe jetzt«, sagte Hera und verschwand.
»Komm herein«, empfing er Cyro`s lautlose Anweisung. Er musste den Kopf einziehen und ging in gebückter Haltung ins Schiff. Er sah zwei Sessel vor einem Kommandostand. Keine Knöpfe oder Schalter. Verschiedene Symbole auf einem Sensorenfeld war alles, was er sah. »Setz dich auf die Bank hinter mir«, gab ihm Cyro zu verstehen. Kristian setzte sich. Die Tür schloss sich. Ein leises Summen war alles, was er vernahm, als das Schiff abhob.
»Du möchtest, dass wir zu dir fliegen«? empfing er.
»Ja«, dachte er. Ohne dass er es bemerkt hatte, sah er später auf einem Bildschirm in der Wand unter sich, eine Stadt liegen. Cyro ging tiefer auf tausend Meter und blieb auf der Stelle stehen. »Unbekanntes Flugobjekt auf tausend Meter«, hörte er von irgendwo her.
»Es steht auf der Stelle.«
»Flugzeug Berta Anton Drei, gehen sie auf eintausenddreihundert Meter und sagen sie, was sie sehen.«
»Verstanden Tower.« »Hier Berta Anton Drei. Ich sehe es, es sieht aus wie eine fliegende Untertasse.«
»Anton Berta drei, verlassen sie umgehend ihren Standort.« »Verstanden.« Bald hörten sie, wie sie sich entfernten.
Die zwei Kampfflugzeuge der Bundeswehr umkreisten sie jetzt in einem weiteren Radius. »Hier AX 1, das UFO bewegt sich nicht, was sollen wir tun?«
»Keine Provokationen, nur beobachten.« Beobachten war gut, wie sollten sie das machen, sie konnten ja nicht auf der Stelle stehen bleiben wie sie. »Du weißt, was du hier machst«? kamen Cyro`s Gedanken bei ihm an.
»Dieses ist doch eine gute Gelegenheit, den Menschen zu zeigen, dass es auch noch andere Lebewesen gibt.«
Cyro gab keine Antwort. »Kann ich mit den Beiden da oben reden«? fragte er. Cyro nickte, da er nicht wollte, dass einer der Beiden ein Held sein wollte. »Wo soll ich reinsprechen«? fragte Kristian. »Rede«, sagte Cyro.
»Hallo ihr beiden, es ist besser ihr fliegt zurück, wir sind in friedlicher Absicht hier.«
»Sie reden mit uns«, hörte er die aufgeregte Stimme eines Piloten. »Sie sind in friedlicher Absicht hier und wollen, dass wir zurückfliegen.«
»Kommen sie zurück«, hörten sie den Befehl. Danach drehten beide ab. »Können wir tiefer gehen«? fragte Kristian. Wieder nickte Cyro. Langsam fragte er sich, wieso Cyro sich auf alles einließ. Hatten der König und er diesen Ablauf in Betracht gezogen? Dann mussten sie ihn aber besser kennen wie er sich selber. Cyro deutete auf den Bildschirm. Kristian sah, wie die Stadt auf sie zukam. Viele Menschen, durch die kreisenden Flugzeuge aufmerksam geworden, blickten ihnen entgegen. Obwohl es anfing, dunkel zu werden, sahen sie die Gesichter deutlich vor sich. Er erkannte, wo sie waren.
»Am Stadtrand ist eine Sportarena, lass uns dorthin fliegen.« Viele Autoscheinwerfer folgten ihnen zur Arena. Aus allen Richtungen kamen Polizeiwagen mit ihren blinkenden blauen Lichtern und versuchten, dem Chaos Herr zu werden. Unter ihnen tauchte die Arena auf. Langsam schwebten sie auf fünfzig Meter herunter. Irgendwie hatten die Menschen es geschafft, die Tore zu öffnen und die Scheinwerfer einzuschalten. Ein endloser Strom ergoss sich auf die Ränge. Angst schienen sie nicht zu haben, denn die Menschenmenge gab ihnen ein sicheres Gefühl. »Zeige den Leuten, was du kannst, fliege hoch und wieder herunter.« Auf dem Bildschirm sah Kristian die Arena kleiner werden und ebenso wieder größer. Das alles hatte nur ein paar Sekunden gedauert, ohne dass er etwas gemerkt hatte. Der Menschenmenge hatte es sicher gefallen. Ehrfürchtig starrten sie auf das Raumschiff. Sie standen seit einer halben Stunde auf der Stelle, was sicher dazu beitrug, die Spannung zu erhöhen. Kristian wollte gerade sagen, in zehn Minuten setzt du auf, als ihm einfiel, dass er nur Gast in diesem Schiff war. Cyro hatte sein Gedankenspiel wohl mitbekommen, zum ersten Mal, sah Kristian, dass Cyro zu einer Regung fähig war. Es bildeten sich zwei Grübchen auf seinen Wangen. Kristian lächelte zurück. Nach zehn Minuten hörte er, dass die vier Stelzen ausgefahren wurden. »Jetzt solltest du den Leuten auf deine Weise mitteilen, dass wir in friedlicher Absicht hier sind und sie ruhig bleiben sollen«, sagte er zu Cyro. Was war das ein Schock, als plötzlich in den Gedanken der Menschen diese Botschaft ankam. Die Spannung musste ungeheuerlich sein. Kristian sah, wie die Polizei Fernsehteams an den Rand des Platzes ließ. Bald würde die ganze Welt über den ersten öffentlichen Kontakt mit den Außerirdischen wissen. Mittlerweile konnte er mit seinen Fingerkuppen auf dem Sensorenfeld die Kamera bedienen.
Er richtete sie auf die vordere Reihe, dort wo die Fernsehkameras standen. Er hatte schnell gefunden, was er suchte. Lena in einem gelben Kostüm. Wieso hatte sie ein Kostüm an? Er zeigte Cyro den gelben Farbfleck.
»Kannst du diese Frau gezielt ansprechen?« Cyro nickte.
»Sage ihr, Edra lässt grüßen, mach dich bereit.« Er beobachtete Lena. Sie blickte sich um, ob die anderen auch eine Nachricht bekommen hatten, was anscheinend nicht der Fall war. »Kannst du jetzt die Tür aufmachen?«
Kurz darauf wurde die Klappe heruntergefahren.
Ich verwandle mich wohl besser«, sagte er und wurde zu einem Abbild von Cyro. Dieser hatte erstaunt seiner Verwandlung zugesehen. »Jetzt fehlt mir nur noch die Fähigkeit, dass ich mich mit ihnen über ihre Gedanken unterhalten kann.«
Eine Weile blickte Cyro ihn an, erst als sein Gefährte nickte, nahm Cyro aus einem Fach einen kleinen runden Gegenstand und gab ihn Kristian. Da er ebenso wie Cyro eine kleine Tasche an seiner Seite hatte, steckte er ihn dort hinein. »Wofür ist das«? fragte er.
»Spreche mit deinem gelben Farbfleck«, sagte er.
Er konzentrierte sich auf Lena. »Hallo Lena«, dachte er, »erschrecke nicht.« »Mensch Kristian, du wirst mir immer unheimlicher. Was habt ihr vor?«
»Wir werden eine Delegation empfangen, zu der du auch gehörst. Ich dachte dabei an den Bürgermeister und den Polizeichef. Deinen Kameramann darfst du nicht mitnehmen. Es wäre gut, wenn du als Auserwählte, die Beiden darauf vorbereiten würdest. Falls einer nicht will, soll er einen anderen bestimmen.« Kristian sah, wie Lena auf einen Polizisten zuging und mit ihm debattierte. Ein Zweiter kam hinzu. Kristian sah, wie sie vergeblich versuchte, die Botschaft weiterzugeben.
Lena wurde immer lauter und ein dritter Polizist kam hinzu. Dieser kannte Lena aus dem Fernsehen und glaubte ihr. Lena verschwand in der Menge. Nach fünf Minuten standen drei Personen am Spielfeldrand. Kristian sah, dass außer Lena noch eine Frau dazugehörte. Warum nicht, das war sicher die Bürgermeisterin. »Hallo Lena, verrate mir die Namen der Beiden.« »Frau Wissing die Bürgermeisterin und Herr Kranz der Polizeichef.«
»Dann kommt«, sagte er, worauf sich die Drei in Bewegung setzten. »Cyro, ich habe eine Bitte, würdest du dich und dein Begleiter vorne an der Tür aufstellen?« Wie immer machte er mit. Cyro und Systra stellten sich an der Tür auf. Ob die Fernsehkameras das auch alle mitbekamen? Er ging der Delegation entgegen. Lena, die ja wusste, dass keine Gefahr drohte, hatte einen deutlichen Vorsprung.
»Nicht so schnell«, sagte er zu ihr.
»Kristian, wo bist du?«
»Ich stehe doch vor dir.«
»Höre auf mit dem Quatsch.«
»Lena, was muss ich tun, damit du mir glaubst? Warte, ich weiß schon.« Er ließ Lena auf sich zukommen. Ehe sie zurückweichen konnte, umschlossen seine Arme sie. »Glaubst du mir jetzt?« »Kristian, was haben sie mit dir gemacht?« Er ließ sie los. »Das erzähle ich dir später.« Dann standen sie vor dem Raumschiff. Misstrauisch und ängstlich schauten die beiden Gäste sich um. Augenkontakt mit ihm vermieden sie. Er wollte ihnen gerade seine Hand entgegenhalten, da bekam er einen Schreck. Hatte er daran gedacht, sich bei der Verwandlung mit vier Fingern auszustatten? Er blickte auf seine Hand. Welch eine Erleichterung, vier Finger an jede Hand. Jetzt machte er dasselbe Spiel, das Cyro mit ihm gemacht hatte. Seine ausgestreckte Handfläche stiftete zunächst Verwirrung. »Lena«, dachte er, »drücke deine Handfläche gegen meine.« Lena machte es vor, dann hatten die Beiden verstanden. »Es ist uns eine Ehre die Bürgermeisterin Frau Wissing und den Polizeichef Herr Kranz begrüßen zu können. Erstaunt schauten sich beide an. »Außerdem Frau Müller.« Er hatte bis jetzt in Gedankenform mit ihnen gesprochen. Jetzt sagte er mit normaler Stimme, »wir möchten, dass die Welt erfährt, dass es uns gibt und wir eure Freunde sein wollen.« Beide, außer Lena, nickten eifrig. Lena zeigte mehr Interesse für das Raumschiff und versuchte, ins Innere zu sehen. Er sah, dass sie einen Fotoapparat umgehängt hatte. »Du darfst Fotos machen«, teilte er ihr mit. Cyro hatte es mitbekommen und zuckte nicht zusammen, als das Blitzlicht aufflammte. Bald hatte Kristian sie aus den Augen verloren, nur hier und da sah er es aufblitzen. »Als Zeichen unserer Freundschaft, lade ich sie zu einem Rundflug ein.« Beide sahen sich betreten an, in Gedanken sahen sie sich in den Nachrichten erwähnt, Bürgermeisterin und Polizeichef von Außerirdische entführt. Lena sah ihre Nöte, »ja, dann wollen wir mal«, sagte sie und betrat die Rampe. Widerstrebend folgten die Anderen.
»Lena, keine Fotos im Inneren«, teilte er ihr mit.
»Denke an unsere Partnerschaft«, vernahm er.
»Es reicht, was du bist jetzt hast«, was sie wohl einsah.
Die Rampe schloss sich. »Bitte setzen sie sich auf die Bank dort.« Sie folgen seiner Anweisung. Hier hatten sie ausreichende Kopffreiheit. Ihr Blick war gebannt auf den Bildschirm gerichtet. Das Stadion war hell erleuchtet. Zuerst langsam, dann immer schneller, schoss das Raumschiff nach oben. Die Helligkeit des Stadions verblasste, bis der Bildschirm nur noch Dunkelheit anzeigte.                      
========= Cyro teilte ihm mit, dass  sie ihm in einen anderen Raum folgen sollten.Hier wechselte Kristian wieder in seine Gestalt. »Ich habe euren Gedanken entnommen, dass ihr beide schon für einigen Wirbel gesorgt habt. Ich halte es daher für besser, wenn ich euch einen Chip einpflanze. Ihr gehört zu den Kontaktpersonen unserer Rasse und seid daher immer in Gefahr, entführt zu werden. Mit dem Chip finden wir euch wieder. Seid ihr damit einverstanden?«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte Kristian und blickte dabei Lena an. Lena war auch einverstanden, denn sie nickte. Cyro ging, um kurz darauf wiederzukommen. Ein anderer Duft umgab ihn. Kristian blickte ihn an. »Du bist Systra und ein weibliches Wesen«, dachte er, als wenn eine plötzliche Eingebung ihn dieses hatte erkennen lassen.
»Du bist besser, wie wir gedacht haben«, vernahm er, »aber du hast recht mit deiner Annahme. Macht euren Oberschenkel frei.« Lena und er blickten sich an, dann ließ Kristian seine Hose fallen. Systra kam zuerst zu ihm. Mit ihren Fingern strich sie über den Oberschenkel und führte eine Kanüle unter die Haut. Er fühlte, wie dort etwas unter die Haut geschoben wurde, ohne dass es schmerzte. Dann wurde die Kanüle herausgezogen. Lena hatte ihn die ganze Zeit mit bangen Augen beobachtet und war sichtlich erleichtert, dass sich Kristians Gesicht nicht verzog. Willig ließ sie die Prozedur über sich ergehen. Sie gingen wieder in den Kommandoraum, nachdem er wieder die Aliengestalt angenommen hatte. Er sah die Bürgermeisterin und den Polizeichef verkrampft auf ihre Bank sitzen. Sicher hatten sie sich Gedanken darüber gemacht, was mit Lena geschah. Lena setzte sich lächelnd neben sie und nickte beruhigend mit dem Kopf. Kristian sah den beiden an, dass sie sich nicht wohlfühlten, und fragte sie, ob sie zurückwollten? Erleichtertes Nicken war die Antwort.
Cyro leitete die Landung ein. Ehe er sich versah, setzte Cyro schon wieder zur Landung an. Die Tür ging auf. Kristian wartete draußen auf Systra und Cyro, und hielt ihnen seine Handfläche entgegen, worauf sie ihre dagegen drückten.
»Ich danke euch, dass ihr mich mitgenommen habt und ich würde mich freuen, wenn wir uns wiedersehen.«
»Wir danken dir, dass du uns erlaubt hast, deine Denkweise zu studieren. Wir nehmen dich gerne ein andermal wieder mit.«
 
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»Kann es sein, dass du mit deinen Gedanken wo anders bist«? fragte Jessika.
»Ich habe mich mit Lena unterhalten.«
»Aha, was hattest du ihr denn Wichtiges zu sagen?«
»Gar nichts, ich habe nur die Verbindung geprüft. Ihr dürft mir übrigens gratulieren. Ich bin jetzt Pilot einer außerirdischen Macht.« Jessika schaltete schnell.
»Wo fliegen wir als erstes hin?«
»Das weiß ich noch nicht, aber ich könnte mir schon was vorstellen.«
»Erzähle schon.«
»Ich würde gerne noch mal die Raumstation besuchen.«
»Und was hindert dich daran?«
»Natürlich nichts.«
»Ja dann komm.« Sie sprangen in die Station. Sein Raumgleiter stand an seiner gewohnten Stelle. Kraft seiner Vorstellung öffnete sich die Rampe. Sie gingen hinein. Wow, sagte Jessika erstaunt, anständige Sitze. Sie setzten sich, er schloss die Rampe und überprüfte die Systeme.
»Und was muss ich machen«? fragte Jessika.
»Erst mal nichts, lehne dich zurück und genieße.« Sie hoben ab, und er benutze den programmierten Flug in ihre Welt. Von hier aus ließen sie die Erde hinter sich. »Ist das schön«, schwärmte Jessika. Kristian wusste nicht, wo die Raumstation um diese Zeit stand und umkreiste deshalb die Erde mit mehreren Sprüngen.
»Da ist sie«, schrie Jessika aufgeregt und deutete auf ein Fenster. Ja, da war sie. Cyro hatte ihm gezeigt, auf was für eine Frequenz die Raumstation mit der Bodenstation Verbindung aufnahm. Sie hatten sie noch nicht bemerkt. Man sollte annehmen, dass die Besatzung etwas anderes zu tun hatte, als ewig durch ein Fenster zu sehen. Anderseits war es zu verstehen, wenn man ab und zu einen Blick auf die Heimat warf.
»Wir haben Besuch«, hörten sie im Lautsprecher. Kristian machte Jessika noch einmal klar, dass sie auf keinen Fall ihr Gesicht am Fenster zeigen durfte. Langsam umrundete er die Station, dessen Fenster jetzt besetzt waren. Er hatte seinem Raumgleiter noch keinen Namen gegeben. Ihm fiel auf die Schnelle keiner ein. Deshalb schickte er seine Gedanken rüber.
»Edra grüßt die Erdlinge.«
»An Bodenstation, seht ihr was wir sehen?« Eine Kamera war durch ein Fenster auf sie gerichtet.
»Wir sehen es.«
»Hat er gesagt, was er will?«
»Nein, wir glauben, dass er uns nur einen Freundschafsbesuch abstatten will.« Kristian hielt sein Aliengesicht vor ein Fenster.
»Wir sehen ein Alien.«
»Darf ich an Bord kommen«? fragte er. »Er will uns einen Besuch abstatten«, funkten sie zur Erde.
»Ihr werdet ihn wohl kaum davon abhalten können«, kam die Antwort zurück, »also lasst ihn.« Dann hörten sie, wie sie sagten, »Edra, du bist willkommen.« Er sprang in Aliengestalt zu ihnen. Abwartend musterten sie ihn. Er hielt ihnen seine Handflächen zum Gruß entgegen. Fragend schauten sie sich, und dann ihn an. Erst als er ihnen ein Bild übertrug, mit zwei aufeinandergelegten Handflächen,verstanden  sie. Froh, dass sie ihn auf Alienart begrüßen konnten, wollte jeder seine Handfläche berühren. Ein Besatzungsmitglied erkannte er wieder. »Hat deine Tochter keine Angst, wenn du so weit weg von zuhause bist?« Erfreut, dass er sich an sie erinnerte, sagte sie, »meine Tochter sagt, du würdest auf uns aufpassen.«
»Wenn das deine Tochter beruhigt, dann sei es so.«
»Hier Bodenstation, was ist bei euch los, wir hören nichts mehr von euch.« »Das ist richtig, Edra redet lautlos mit uns.« Um der Rolle eines Alien gerecht zu werden, sagte er, »bei uns kennt man das gesprochene Wort nicht.«
»Aber du kannst eine andere Gestalt annehmen und dann mit uns reden?«
»Ja, das stimmt, bei uns sagt man, dass ich anders bin. Meine Aufgabe ist es, die Menschen an unsere Existenz zu gewöhnen. Viele von euch sind meine Freunde geworden. Mein wirkliches Aussehen verwirrt die Menschen. Dann nehme ich eine andere Gestalt an. Ich lebe unter euch und ihr merkt es nicht.«
»Halte ich euch von euerer Arbeit ab?«
»Nein, wir freuen uns über deinen Besuch«, sagte die Frau. »Trotzdem muss ich euch jetzt verlassen. Wir sehen uns sicher mal wieder.« Er sprang zurück.
»Und jetzt«? fragte Jessika.
»Nach Hause.«
 
Die Jagdgesellschaft hielt an, schon eilten Leute herbei, um die Pferde zu halten und der Fürstin den Falken abzunehmen. Die Männer waren schon abgestiegen, die Frauen rafften noch ihre Kleider zusammen, um dann mit einem Schwung das rechte Bein über den Sattel zu schwingen und abzusteigen. Die Jagdgesellschaft bestand noch aus zwei weiteren bewaffneten Männern.
Fürst Leonard schätzte er auf fünfzig Jahre, sein Bart war schon leicht ergraut. Die Fürstin, die jetzt neben ihren Mann stand, hatte ebenso wie ihre Töchter, ein bodenlanges Kleid an. Um ihre Taille lag lose ein geschmückter Gürtel. Ihre Töchter mochten fünfzehn und siebzehn Jahre alt sein, und ebenso schön wie die Mutter. Als Kristian sie so in Gedanken betrachtete, spürten sie seinen Blick, worauf sie ihre Köpfe zusammensteckten und kicherten. Graf Lothar trat auf sie zu und stellte einander vor. Das figurbetonte Äußere von Jessika und Silkein in ihren Reithosen, verfehlte seine Wirkung nicht. Auch der Fürst konnte sich nur schwer von dem Anblick trennen. »Setzt euch bitte«, sagte Bernhard. Sie saßen dem Grafen und der Fürstenfamilie gegenüber. Die beiden Ritter und beide Knappen saßen auf Kristians Seite. »Was treibt euch soweit hierher«? fing der Fürst die Unterhaltung an.
»Wir wollten nur unseren Freund Ritter Bernhard besuchen.«
»Und so ganz nebenbei sprecht ihr Recht in meinem Dorf?«
Als Kristian ihn erstaunt ansah, fuhr er fort, »Graf Lothar hat euch nach der Beschreibung erkannt.«
»Haben wir falsch gerichtet? Ohne unser Eingreifen wäre die Frau jetzt tot.«
»Nein, das sollte kein Vorwurf sein, besser hätte ich auch nicht richten können. Wir haben schon so viel Gutes über euch gehört, dass wir es fast nicht glauben konnten.«
»Sicher hat Graf Lothar ein wenig übertrieben«, schwächte Kristian ab.
»Wer der Freund der Elfen ist, muss ohne Tadel sein«, übernahm die Fürstin das Wort. Inzwischen wurden die Becher gefüllt. »Das mit den Elfen war reiner Zufall«, sagte Kristian, »so wie ich geholfen habe, hätte das ein anderer auch getan.«
»Ihr müsst nicht so bescheiden sein«, sagte Tochter Maria, »keiner von uns hat je einen Elfen zu Gesicht bekommen.«
»Das muss nicht bedeuten, dass sie euch nicht gesehen haben«, sagte er, »ihr wisst sicher, dass sie ein großartiges Volk sind und über außerordentliche Macht verfügen.«
»Graf Lothar sagt, dass diese Macht, die auf euch übertragen wurde, seine Burg vor der Erstürmung gerettet hat.«
»Ja, das mag stimmen.«
»Könnt ihr uns ein Beispiel eurer Macht zeigen«? fragte Tochter Anna.
»Ihr glaubt hoffentlich nicht an Geister und Hexen?«
»Natürlich nicht«, sagte Anna zögernd.
»Ihr seid euch nicht sicher?« Gerade als Anna nach ihrem Becher greifen wollte, ließ er ihn außer ihrer Reichweite schweben, was die Fürstenfamilie und auch die Ritter sehr verwirrte. Er ließ den Becher wieder zurückschweben. Anna wagte nicht mehr, danach zu greifen. Noch gefangen von dem Erlebnis, wurde es still. Diese Stille wurde unterbrochen, durch das  Auftragen der Speisen.
Das Schwein lag in kleine Stücke zerteilt, auf große Holzbretter. Schüsseln mit Soße, Butter und Brot wurden aufgetragen. Demonstrativ nahm Kristian die Gabel, spießte damit ein Stück Fleisch auf, schnitt mit dem Messer ein mundgerechtes Stück ab und steckte es sich in den Mund. Die Fürstin hatte ihm zugeschaut und machte es ihm nach. »Kristian, eure Essgewohnheit gefällt mir, jetzt muss man sich nicht mehr die Hände beschmutzen.«
Als Bernhards Frau beim Auftragen der Speisen in die Nähe der Fürstin kam, schnupperte diese mit erhobener Nase. »Liebe Adelheid, sagt mir, wieso ihr so gut riecht, wie macht ihr das?« Sichtlich stolz beugte sich Adelheid zur Fürstin runter und sagte, »das ist ein Geschenk von Kristian.«
»Ich sehe schon«, sagte die Fürstin zu ihm, »ihr versteht es, die Frauen auf eure Seite zu ziehen.« Die Töchter steckten ihre Köpfe zusammen und kicherten. Dann fragte Maria Jessika, »sehen alle Frauen so aus wie ihr?«
»Du meinst sicher unsere Hosen?« Maria nickte.
»Nein, dieses sind Reithosen. Bei uns gibt es für jeden Anlass lange und kurze Kleider.«
»Wie kurz?« Jessika stand auf und zeigte mit den Fingern, wie weit über dem Knie. Das konnte sich die Fürstin und ihre Töchter nicht vorstellen. »Gilt das bei euch nicht als unschicklich?«
»Nein.«
»Seid ihr einander versprochen du und Kristian«? bohrte Maria nach.
»Nein, wir sind zusammen, bei uns sucht sich jeder den Partner, den er möchte.«
»Bernhard, euer Brot ist euch gelungen«, sagte der Fürst. »Das Brot hat Kristian mitgebracht.« Der Fürst blickte Kristian an, dieser nickte. Nachdem alle gesättigt waren, wurden die Speisen abgetragen, jetzt durften die einfachen Leute des Fürsten und Bernhards davon essen. Silke ging wie zufällig sich ein wenig die Beine vertreten, und bald darauf folgte ihr Albert. Die Fürstin und ihre Töchter gingen mit Adelheid ins Haus. Sicher würden jetzt ihre Geschenke vorgezeigt. Kurze Zeit später kamen die Töchter angerannt, jede wollte die Erste sein.
 
»Kristian«, sagte die Fürstin, »ich bitte nicht gerne darum, ihr habt gesagt, wenn wir einen Wunsch haben, sollen wir ihn äußern.«
»Ja, nun sagt schon.«
»Könnt ihr uns buntes Garn zum Sticken mitbringen?«
»Ja sicher, das ist für mich kein Problem.«
»Kristian, unsere Freundin Margaret kommt uns heute besuchen. Du wirst dich wundern, sie ist anders wie wir.«
»Ihr macht mich neugierig.«
»Du wirst sehen, sie wird dir gefallen.«
»Ich kann es kaum erwarten.«
»Wie geht es Jessika«? fragte Anna.
»Gut, sie hat eine neue Freundin.«
»Lernen wir sie kennen?«
»Wenn ihr wollt?« Die Zeit zog dahin, er wollte wenigstens so lange warten, bis er Margaret kennengelernt hatte.
»Was ist mit Margaret, kommt sie alleine, oder wird sie begleitet?«
»Sie würde alleine kommen, aber ihr Vater gibt ihr einen Begleiter mit.«
»Wenn sie alleine kommen möchte, dann ist sie sicher furchteinflößend?«
Maria und Anna lachten und hatten Spaß.
»Nein, ist sie nicht, sie weiß sich zu wehren und ist eine gute Bogenschützin.«
»Kristian«, bemerkte der Fürst, »ich sehe, dass ihr es nicht abwarten könnt, Margaret kennenzulernen, wie wäre es, wenn wir eine Partie Schach spielen würden?«
»Ja sicher, das lässt sich machen.«
Der Fürst hatte die erste Partie gewonnen, als Maria zum Fenster rannte. »Fürst ihr gestattet doch, dass ich einen Blick nach draußen werfe?«
»Geht nur.« Über den Burghof sah er zwei Reiter kommen. Unzweifelhaft sah man, dass ein Reiter zarter gebaut war. Maria und Anna hatten es plötzlich eilig nach unten zu kommen. »Ihr müsst sie entschuldigen«, bemerkte die Fürstin, »manchmal sind sie noch wie Kinder.« Er konnte es auch nicht abwarten, Margaret kennenzulernen. Unten führten die drei Frauen ein erregtes Gespräch. Mehr als erstaunt war er, als Margaret in der Tür stand. Sie warf ihm einen Blick zu und begrüßte dann den Fürst und die Fürstin. Maria übernahm es, sie einander vorzustellen. Margaret schien aus einer anderen Welt zu kommen.
Lange Kleider bis zum Boden schien sie nicht zu kennen. Sie hatte eine eng anliegende Hose aus Leder an, ihre Füße steckten in kreuzweise geschnürten Stiefeln. Um die allzu offen gezeigte Figur zu mildern, trug sie einen Überwurf, der bis eine Handbreit unter dem Knie reichte. Der an den Seiten offene Überwurf, wurde durch einen verzierten Gürtel zusammengehalten. Das Schwert an der linken Seite, ein voller Köcher mit Pfeilen und ein Bogen über ihre Schulter, vervollständigten das Bild. Ihr Haar würde sicher bis zur Schulter reichen, ein grobmaschiges Netz hielt das Haar im Nacken fest. Beide waren sie so damit beschäftigt den Anderen zu begutachten, dass sie erst voneinander ließen, als ein Hüsteln der Fürstin ihren Blickkontakt unterbrach. Anna und Maria lachten in verhohlener Hand. »Ihr seht mich erstaunt«, sagte Kristian, »ich hatte nicht erwartet, eine so wehrhafte Frau hier anzutreffen.«
»Sind in eurem Land die Frauen anders?«
»In meinem Land sind die Frauen gleichberechtigt, das heißt, sie machen das Gleiche wie die Männer, und wenn es nötig ist, ziehen sie auch mit in den Krieg.«
»Dein Land würde mir gefallen. Es sind viele Geschichten über euch erzählt worden«, sagte Margaret, »ich bin froh, euch kennenzulernen.«
»Das Gleiche gilt für mich.
Kommt eure Familie damit klar, dass ihr so wehrhaft seid?«
»Mein Vater ist ein Ritter, er sagt, dass eine Frau sich selber verteidigen können muss.«
»Margaret ist eine gute Jägerin, ihr Pfeil trifft meistens ihr Ziel«, sagte Maria.
Schon wieder war von einem Pfeil die Rede, er kam seinem Traum immer näher.
»Wenn ihr wollt, könnt ihr mich auf der Jagd begleiten.« Margaret schaute ihn herausfordernd an. »Ist es denn schicklich, wenn ihr alleine mit einem fremden Mann ausreitet?«
»Ihr seid Gast dieses Hauses, das ist Sicherheit genug.«
»Ich würde gerne mit euch auf die Jagd gehen.«
»Also gut, gegen Mittag reiten wir los.«
»Und was ist mit euch«? fragte er Maria und Anna.
»Das würde unsere Mutter nicht erlauben.«
»Es wäre schön, wenn ihr Jagdbeute mitbringen würdet«, sagte der Fürst, »unsere Vorräte sind bedenklich geschrumpft.«
»Womit geht ihr bei euch auf Jagd«? fragte Margaret.
»Bei uns geht man mit einer Büchse auf Jagd.« Kristian wusste, dass um zwölfhundertfünfzig die ersten Kanonen und Büchsen von sich reden machten. Die Büchse war eine Hakenbüchse. Diese wurde so genannt, weil sie einen Haken zum Einhaken hatte, um damit den enormen Rückstoß abzufangen. »Wir haben keine Büchse, für die Jagd wäre sie ungeeignet«, sagte Margaret.
Die Fürstin ließ Suppe auftragen. Zu der Suppe wurde Brot gereicht, das in die Suppe getaucht wurde. Margaret, die ihm gegenübersaß, sah ihn über ihren zum Mund geführten Löffel an. Ihre Augen lächelten nicht, es war ein abschätzender Blick. Er folgte ihren Gedanken. An einem Rastplatz sah sie sich von ihm in den Arm genommen, und sie küssten sich. Er lächelte sie an und schüttelte leicht den Kopf. Als wenn sie die Geste verstanden hatte und so deutete, als wenn er ihre Gedanken gelesen hätte, verschluckte sie sich prompt, bis ihr die Tränen kamen.
»An was habt ihr gerade gedacht«? fragte er.
»Ich, ich habe an nichts gedacht.«
»Kristian«, sagte die Fürstin, »was haben die Leute gesagt, als sie erfuhren, woher ich kam?«
»Ihr werdet das Gefühl kennen Fürstin, es ist einfach unbegreiflich.«
»Ihr habt recht, Kristian, manchmal denke ich, dass ich alles wirklich nur geträumt habe.«
»Wie denken eure Freunde darüber«? fragte er.
»Wir haben es keinem erzählt, sie würden es für Teufelswerk halten. Unsere Kirchenführung spasst mit solchen Dingen nicht lange.«
Margaret hörte auf zu kauen, ihr Löffel verharrte vor ihrem Mund. »Was für Teufelswerk«, flüsterte sie?«
»Kind«, sagte die Fürstin, »wir wollten es keinem erzählen, ich hoffe, dass deine Lippen versiegelt bleiben.«
»Aber ich weiß doch gar nicht, worum es geht.«
»Ich habe Kristian in seine Welt begleitet.« Sie mussten alle über das verdutzte Gesicht von Margaret lachen.
»Was habt ihr erlebt«? flüsterte sie.
»Ich bin eigentlich nicht weit gereist, ich habe meine Nachfahren kannengelernt.«
»Das verstehe ich nicht, hier in dieser Burg?«
»Ja.«
»Das ist unheimlich.«
»Ja, du hast recht«, sagte Anna, »deshalb ist auch keiner von uns mitgekommen.«
»Und die Menschen sind wie Kristian?«
»Ja.«
»Wenn ihr mehr Menschen aus meiner Welt kennenlernen wollt, bringe ich zwei Freundinnen mit.« Margaret schaute von der Fürstin zu ihm, »wenn das möglich ist, möchte ich sie kennenlernen.«
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»Meinen Vater würde das sicher interessieren.«
»Ich will eurem Vater die Geschichte gerne erzählen.
Wir sind nur noch zwei Stunden von Zuhause entfernt, warum reiten wir nicht direkt dorthin«? fragte sie.
»Was ist mit dem Wild, welches wir jagen wollten?«
»Das machen wir morgen auf dem Rückweg.«
»Einverstanden.«
Sie ritten schweigend nebeneinander, ihre Blicke trafen sich, ohne dass sie etwas sagten.
»Ihr habt zwei Frauen, um die ihr werbt?«
»Werben ist nicht der richtige Ausdruck, bei uns geht man miteinander und lebt zusammen, so als wäre man verheiratet. Man prüft, ob man zusammenpasst, dann heiratet man oder auch nicht. Die zweite Frau ist die Freundin meiner Freundin Jessika und heißt Jeanette. Ich werde sie euch vorstellen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.«
Von vorne kam ihnen ein Trupp Reiter entgegen. Ihm fiel seine Kamera ein, er holte sie hervor und richtete sie auf die Reiter, die nebeneinander ritten, als wollten sie ihnen den Weg versperren. Sie waren noch zu weit entfernt, als dass man die genaue Zahl bestimmen konnte. Er zoomte sie heran. Fünf oder sechs waren es. »Freund oder Feind«? fragte er Margaret.
»Das werden wir noch schnell genug erfahren.«
Bald erkannte man die ersten Gesichter.
»Freunde sind es nicht«, sagte er, nachdem er den Einäugigen erkannt hatte.
»Ich habe auch jemand erkannt«, meldete sich Margaret.
»Der Mann mit der Augenklappe?« Margaret nickte. Sie sahen, wie ein Mann seine Armbrust spannte und einen Pfeil einlegte. Kristian fiel sein Traum ein. Er sollte nicht hier sein.
»Es sind zu viele«, stellte Margaret fest.
Sie waren noch auf freiem Gelände. Einhundert Meter vor ihnen fing der Wald an.
»Folgt mir.«
Die Kamera nach vorne richtend, folgte er ihr. Die Pferde sprangen erschreckt hoch, als sie ihre Fersen in ihre Seiten drückten. Für die Reiter musste es so aussehen, als würden sie auf sie zureiten. Raum gewinnend, preschten sie auf den Wald zu. Sie wollten die Reiter links liegen lassen und den Wald zwischen sich bringen. Er sah gerade noch, wie auch die Reiter ihre Pferde antrieben.
Der Wald war zu dicht, als dass sie durch ihn hindurch reiten und ihnen den Weg abschneiden konnten. Die Reiter mussten den gleichen Weg nehmen wie sie. Bis dahin hatten sie einen Vorsprung gewonnen. Margaret lenkte ihr Pferd in eine Lichtung, er hinterher. Sie sprangen von den Pferden, Margaret reicht ihm ihre Zügel und deutete in den Wald. Beide Pferde am Zügel, versuchte er, bessere Deckung zu finden.
Mit laufender Kamera band er die Zügel an einen Busch und suchte Margaret. Sie stand mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt. Schon preschten fünf Reiter an ihnen vorbei. Ehe er begriff, trat Margaret aus ihrer Deckung und schoss einen Pfeil auf den letzten Reiter ab. Mit laufender Kamera rannte er zu ihr, ein Auge auf das Display gerichtet. Der Pfeil hatte den Reiter durchbohrt. Als Erstes ließ er seine gespannte Armbrust los und versuchte, sich im Sattel zu halten. Dann fiel er vom Pferd, ohne dass die anderen Reiter etwas davon mitbekamen. Margaret legte den nächsten Pfeil ein, erkannte aber, dass die Reiter schon zu weit weg waren. Kristian sah, dass hinter ihr der sechste Reiter angebraust kam. »Margaret, Achtung hinter dir«! schrie er. Der Reiter kam mit gezogenem Schwert auf sie zu. Margaret, den Bogen noch gespannt, drehte sich um und zielte auf den Reiter. Dieser erkannte die Gefahr und versuchte sein Pferd herumzureißen. Zu spät. Der Pfeil bohrte sich in seine Brust. Auf dem Display sah er noch den erstaunten Ausdruck auf seinem Gesicht, dann kippte er aus dem Sattel. »Holt die Pferde«, bat Margaret. Mit den Pferden am Zügel kam er zurück. Margaret kniete vor dem Reiter und schnitt ihm seinen Geldbeutel ab. »Den braucht er nicht mehr«, sagte sie. »Bindet sein Pferd bei euch an.« Zu Fuß gingen sie zu dem getroffenen Armbrustschützen. Eindeutig tot. Margaret stellte ihren Fuß auf den toten Körper, zog den Pfeil heraus, wischte ihn am Toten sauber und steckte ihn in ihren Köcher zurück. So brutal das auch aussah, den Fernsehzuschauern würden die Haare zu Berge stehen. Wieder ein Schnitt und sie hielt den zweiten Geldbeutel in ihre Hand.
Nicht weit entfernt graste das zweite Pferd. Margaret nahm die Zügel und ging damit zu ihrem Pferd. Er nahm das Schwert auf und steckte es hinter seinen Gürtel. Wer weis was sie noch erwartete. Sie saßen auf. Da der Armbrustschütze tot war, brauchten sie die Wegelagerer nicht mehr zu fürchten, dachten sie.
Sie ritten auf den Weg zurück, den sie ursprünglich nehmen wollten. Er deutete auf die Geldbeutel, »ist das eure Beute?«
»Ja, sicher, sie hätten das Gleiche gemacht.«
»Wir hätten wohl besser die Armbrust mitnehmen oder die Sehne durchschneiden sollen«, meinte er.
»Ja, ihr habt recht.« Zügig ritten sie auf ihr Ziel zu. Margarets Gesichtszüge wirkten angespannt.
»Was ist, rechnet ihr noch mit einem Angriff?«
»Nur wenn sie das Letzte aus ihren Pferden herausholen.« Margarets Augen zuckten nervös. Als wenn er es geahnt hatte. Vier Reiter stellten sich ihnen in den Weg, ihre Pferde dampften. Der Einäugige hielt die Armbrust des vom Pferd gefallenen auf sie gerichtet. Noch waren sie nicht auf Schussweite an sie herangekommen. Margaret griff nach einem Pfeil und spannte den Bogen. Kristian schaltete die Kamera aus, jetzt musste er beide Hände freihaben und griff nach dem erbeuteten Schwert. Langsam ritten sie ihnen entgegen. Obwohl noch zu weit entfernt, schickte Margaret den ersten Pfeil in ihre Richtung. Der Pfeil erreichte sein Ziel nicht, immerhin traf er ein Pferd in die Brust, was dazu führte, dass es seinen Reiter abwarf. Ihr nächster Pfeil hätte sein Ziel erreicht, wenn der Einäugige sich nicht rechtzeitig geduckt hätte. Kristian zog das Beutepferd näher an seine Seite. Jetzt ging es um die Wurst.
Eins musste man dem Einäugigen lassen, kaltblütig wartete er auf eine passende Gelegenheit. Er wusste, dass er für einen zweiten Schuss keine Zeit mehr haben würde. Bis jetzt hatte Kristian sich noch keine Gedanken um seine Sicherheit gemacht. Erst wenn sie Margaret ausgeschaltet hatten, wäre er in Gefahr. Margaret spannte ihren Bogen und der Pfeil flog auf den Einäugigen zu. Dieser versuchte wieder, dem Pfeil auszuweichen, was ihm aber nicht gelang, da auf beide Seiten von ihm seine Kumpane Pferd an Pferd ritten. Er duckte sich und schoss gleichzeitig.
Es war mehr eine Ahnung, als dass Kristian den Pfeil kommen sah. Er suchte Deckung hinter dem Hals seines Pferdes. Gleichzeitig dachte er an seinen Traum. Würde er hier in Erfüllung gehen? Dann der Schmerz, er schaute auf seinen Arm, an dem das Blut herunter lief. Da er den Pfeil nicht sah, wusste er, dass er ihn nur gestreift hatte. Mehr Zeit zum Überlegen blieb ihm nicht.
Mittlerweile waren sie auf Schwertlänge herangekommen. Margaret schlug auf den Einäugigen ein. Gerade noch Zeit, den Hieb eines anderen abzufangen, blickte Kristian in ein grimmiges von einer Narbe entstelltes Gesicht.
In den Steigbügeln stehend, holte er aus und schlug über das Beutepferd hinweg auf den Mann ein. Der hatte Mühe sich im Sattel zu halten. Kristians Schwert traf ihn am Arm, das Schwert löste sich aus seiner Hand. Im nu, färbte sich sein Ärmel rot. Jetzt hatte Kristian Zeit nach Margaret zu schauen. Sie musste sich auf beide Seiten verteidigen. Kristian trieb sein Pferd auf den Einäugigen zu. Dieser ließ von Margaret ab. Seinem Schlag ausweichend, schlug er auf Kristian ein. Dieser riskierte einen kurzen Blick nach Margaret. Ihr Gegner hatte einen abwesenden Blick. Sein Kopf war bis zur Nasenwurzel gespalten. Schade, dass er seine Kamera nicht eingeschaltet hatte, sie baumelte vor seiner Brust. Margaret kam ihm zu Hilfe. Von zwei Seiten hieben sie auf den Einäugigen ein, was seinerseits mit Zurückhaltung geschah. Jemand zu töten, war nicht sein Ding. Dafür schlug Margaret umso fester zu. Kristians Hiebe lenkten ihn genügend ab, sodass Margaret einen Hieb platzieren konnte, der ihn am Hals traf.
Ein Strom von Blut quoll aus der Wunde hervor. Kristian hörte auf zu kämpfen, hatte Zeit, die Kamera einzuschalten. Der Einäugige starrte sie mit schreckgeweiteten Augen an. Kristian zoomte ihn heran, sodass sein Gesicht das Display füllte. Kristian wusste nicht, ob der Mann noch mitbekam, dass er tödlich getroffen war. Im Zeitlupentempo kippte er aus dem Sattel. Sie sahen sich um. Die beiden zuvor ausgeschiedenen Räuber standen am Wegrand. Der eine humpelte, der andere hielt seinen Arm umklammert. Als sie ihre Pferde in die Richtung der Männer lenkten, versuchte der humpelnde Mann, wegzulaufen.
Margaret trieb ihr Pferd an. Der Mann winselte um Gnade. Margaret holte aus und spaltete ihm seinen Schädel. Der am Wegrand verbliebene Mann wusste, was ihn erwartete. Mit Mühe zog er sich auf das nächste Pferd und trieb es von sie weg. Margaret machte keine Anstalten ihm zu folgen. Stattdessen stieg sie vom Pferd und sammelte die Geldbeutel ein.
»Wollt ihr sie hier liegen lassen«? fragte Kristian, die Kamera auf sie richtend.
»Es wird sich schon jemand um sie kümmern, ihre Kleidung wird bald ein anderer tragen, den Rest werden sich die Raben teilen.« »Wenn ihr nichts dagegen habt, nehme ich mir ihre Schwerter.« Er stieg ab und sammelte sie ein. Mit einem Riemen, den ein Räuber um seine Hüfte trug, band er sie zusammen und hängte sie an seinen Sattel. Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie leichtsinnig er gewesen war. Im Eifer des Gefechts hatte er nicht an die Elfenkraft gedacht. Der Kampf hätte nicht so blutig enden müssen.
Jetzt hatten sie fünf Beutepferde. Drei führte Margaret, zwei er am Zügel mit. »Ihr habt euch gut geschlagen«, sagte Margaret.
»Mir blieb doch nichts anderes übrig.«
»Da habt ihr sicher recht. Wir sind gleich da.« Nachdem sie durch eine Senke geritten waren, sah er Gebäude. Die Kamera ließ er laufen. Ein Turm, Wohnhaus und Stallungen. Das Tor stand zwischen hohen Mauern aus Steinen. Die Rückseite des Wohnhauses war eine Wehrmauer. Außerhalb des geschützten Bereichs standen Holzhäuser. Sie ritten durch das offen stehende Tor. Im Hof eilten zwei Männer auf sie zu und nahmen sich der Pferde an.
»Margaret, was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?« »Vater, ich möchte dir Kristian vorstellen, er ist beim Fürsten zu Gast.«
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»Hallo Kristian«, erschreckt zuckte er zusammen.
»Schläfst du immer mit offenen Augen«? fragte Jessika.
»Ich habe von dem Tor geträumt, immer wieder. Das hat was zu bedeuten.«
»Hast du nicht mal gesagt, dass es noch mehr Tore geben soll«? fragte Jessika.
»Du hast recht, Hera der Bruder der Elfenkönigin hat mal so etwas gesagt. Was ist, wenn unser Tor der Zugang zu anderen Toren ist?«
»Das ist mir zu hoch«, sagte Jessika, »komm lass uns aufstehen.« Wehrend Jessika aufstand, grübelte er über die Möglichkeiten nach. Das Tor war immer das Gleiche. Wenn er hindurchging, dachte er an die Burg und kam automatisch dort an. Woran sollte er denken, wenn er durch ein anderes Tor wollte. Er hörte das Rauschen der Dusche im Bad und klammerte die Burg aus seinen Gedanken aus, zumindest versuchte er es. Das Tor, ein anderes Ziel. Als Jessika aus dem Badezimmer kam, war er nicht mehr da.
Kristian stand im Schlafanzug vor einer Schale mit Wasser, in der Blumen schwammen. Die Schale stand auf einem Podest, über ihm ein Dach aus Schilf, ebenso die Wände. Schmale, schießschartenartige Öffnungen in den Wänden, ließen Licht in den Raum. Ein offener Durchgang ohne Tür führte nach draußen. Vorsichtig schaute er durch eine Öffnung. Unter ihm sah er acht lang gestreckte Hütten, die um einen Dorfplatz gruppiert waren. Sie waren doppelt so lang, wie sie breit waren und in der gleichen Art gebaut, wie das, in dem er jetzt stand. Noch gab es keinen Hinweis, in was für einem Zeitalter er hineingestolpert war. Kinder rennen über den Platz. Eine Frau mit langem Gewand, einen Korb im Arm, kommt zu ihm hoch. Platz zum Verstecken gab es nicht.
Wir werden uns bestimmt wiedersehen dachte er, aber nicht in einem Schlafanzug.
Jessika schrie auf, »musst du mich so erschrecken, wo warst du?« »Auf Entdeckungstour.«
»Und du hast vor, gleich wieder zu gehen?«
»Vorher ziehe ich mich an, und Frühstücken möchte ich auch noch.«
»Pass auf dich auf«, sagte Jessika, nachdem sie mit dem Frühstück fertig waren.
»Bis bald.«
Wieder kam er an der gleichen Stelle an. Vertieft in seinen Gedanken, nahm er nicht wahr, dass die Frau zurückgekommen war. Ein Geräusch in seinen Rücken ließ ihn herumfahren. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie ihn an, nicht wissend, ob sie die Flucht ergreifen sollte. Er hob beschwichtigend seine offenen Hände und bewegte sich nicht. »Ich bin ein Freund«, sagte er. Wie erwartet, waren das für sie fremde
Worte. Sie antwortete ebenfalls mit Worten, die er nicht verstand und er schüttelte den Kopf. Dann kamen lateinische Wörter. Latein hatte er in der Schule nicht gehabt. Mittlerweile hatte sie wohl erkannt, dass er keine Gefahr für sie bedeutete. Sie winkte ihm zu, dass er ihr folgen sollte. Noch zögernd folgte er ihr nach draußen. Sie hatten die Hälfte des Weges geschafft, als man unten auf sie aufmerksam wurde. Erwartungsvoll schaute man ihnen entgegen. Die Kinder suchten hinter ihren Eltern Schutz. Sie standen sich bald gegenüber. Feindliches Gebaren konnte er nicht erkennen. Die Frau erzählte ihnen, wo sie ihn gefunden hatte. Dann zog sie ihn zum größten und längsten Haus. Sie gingen hinein. Innen sah er Ställe, die zwei Drittel des Hauses ausmachten. Der Rest war wohl der Wohnraum. Ein langer Tisch mit Bänken davor. Schlafgelegenheiten, doppelstöckig an den Außenwänden, und eine Feuerstelle. Anders wie im Mittelalter befand sich der Abzug nicht direkt darüber. Er sah zwei Abzugsöffnungen rechts und links im Strohdach. Einige der Dorfbewohner waren ihnen gefolgt. Die Frau gab Kristian zu verstehen, dass er sich an den Tisch setzen sollte. Sie stellte einen Becher vor ihm hin. Aus Höflichkeit trank er einen Schluck.
Von draußen drang Lärm herein. Kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen und eine Gruppe Männer strömte herein. Wer der Anführer war, war schwerlich zu übersehen. Nicht nur die Kleidung, auch sein Auftreten wies ihn aus. Sein Blick ging abwechselnd von Kristian zu der Frau. Diese erklärte, woher er kam. Kristian war aufgestanden, jeder schien den Anderen mit Blicken durchleuchten zu wollen. Langsam wurde es peinlich. Sich anblicken und lächeln konnte nicht ewig so weitergehen. Wenigstens vorstellen wollte er sich. Er deutete auf sich und sagte, »Kristian.«
 
Gegen Mittag begegneten ihnen die ersten Römer, dann sahen sie das Kastell. Es lag auf einer Anhöhe, umgeben von Wiesen und Anbauflächen. Lena drückte fleißig auf den Auslöser. Fast im Quadrat war das Kastell ca. einhundertfünfzig Meter breit, in der Länge etwas mehr. Auf jede Seite gab es Tore mit seitlichen Türmen. Stämme bildeten die Schutzmauer. In den abgerundeten Ecken je ein Turm. Ein Schutzgraben von fünf bis sechs Meter Breite, und wohl zwei Meter tief, umgab das Lager. »In dem Gebäude, dort in der Mitte, wohnt der Tribun Quintus«, erklärte Godwin.
»Sie haben hier eine Kohorte stationiert, das sind ungefähr fünfhundertfünfzig Legionäre. Diese werden von sechs Centurien befehligt. Rechts und links neben dem Tor, durch welches wir gleich reiten, stehen sechs Mannschaftsquartiere, weiter oben noch mal zwei. Es waren drei Baracken auf jede Seite der Straße. In jede Baracke gibt es zehn Doppelräume, vorne der Wohnraum mit Ofen, hinten die Schlafräume für insgesamt achtzig Legionäre. Dort drüben sind die Ställe der Pferde, Kornspeicher und das Lazarett. Dort die Wohnung der Centurien.« Sie erregten keine besondere Aufmerksamkeit, als sie durch das Tor ritten. Die Wachen nahmen sie wahr, mehr aber auch nicht.
Bei Lena verweilten ihre Blicke länger, wohl, weil sie die Kamera vor sich hielt und das Display beobachtete. Sie ritten bis vor das Gebäude des Tribuns und banden ihre Pferde an. Ihnen begegneten Soldaten.
»Die mit den quergestellten Besen auf den Helmen, das sind die Centurien«, erklärte Godwin. Seine Männer blieben bei den Pferden. Godwin voran, gingen sie in das Gebäude des Tribuns. Außer dem Tribun waren noch zwei Centurien im Raum. »Godwin sei gegrüßt«, wurden sie empfangen. »Tribun Quintus, sei auch du gegrüßt. Das sind meine Freunde Kristian und seine Begleiterin Lena.«
»Godwin«, fing der Tribun an, »wir alle wissen, warum wir hier zusammengekommen sind. Drei meiner Legionäre sind von deinen Leuten getötet worden.«
»Ich habe gehofft«, fing Godwin an, »dass wir darüber verhandeln könnten?«
»Zum Verhandeln gibt es keinen Grund mehr, alle Dorfbewohner wurden mit dem Tod bestraft, ihr Dorf abgebrannt.«
»Aber warum bin ich dann hier«? fragte Godwin.
»Du sollst deine Leute warnen, dass ihnen das Gleiche passiert.« »Tribun Quintus, du weißt selber, wie schlecht die Ernte ausgefallen ist, wenn du meinen Leuten auch noch ihr Vieh nimmst, kommen sie nicht durch den Winter.«
»Godwin, ich verstehe deine Lage, nur musst du auch meine verstehen. Ich habe über fünfhundert Legionäre zu versorgen, die muss ich auch durch den Winter bringen. Es bleibt dabei, wer seine Abgaben nicht leisten kann, der muss mit Vieh bezahlen.«
»Hoffentlich weißt du, dass ich Mühe habe, meine Männer zurückzuhalten, sie wollen den Krieg«, sagte Godwin.
»Ja, das weiß ich, aber du weißt auch, dass sie ihn nicht gewinnen können.«
»Ja, das weiß ich, meine Männer aber nicht.«
»Ich glaube«, der Tribun schaute in die Runde, »wir haben alles besprochen.«
»Und nun zu Godwins Freunde. Wie lange kennt ihr Godwin schon?« »Schon eine Weile.«
»Ihr beherrscht ausgezeichnet unsere Sprache.«
»Das bringen meine Reisen so mit sich.«
»Was macht die Frau da, mit ihrem Kästchen?«
»Tribun, wir kommen aus einem Land, das Dinge kann, die ihr euch nicht vorstellen könnt. Darf ich die Frage über das Kästchen beantworten, wenn ich euch das nächste Mal besuche, vorausgesetzt ihr habt nichts dagegen? Ich zeige euch dann, was das Kästchen kann. Wie ich meine Frauen kenne, wollen sie euch und das Lager auch kennenlernen. Darf ich sie mitbringen?«
»Wie viele Frauen habt ihr denn?« »Nur eine. Die Freundinnen meiner Frau sind so neugierig, dass sie nicht eher Ruhe geben, bis sie euch und alles andere kennengelernt haben.«
»Wir würden uns freuen.« Einer der Centurien stand auf. Mein Name ist Lucius Marcius Phillipus, meine Freunde sagen Phillipus zu mir. Wir können es nicht erwarten deine Frauen kennenzulernen.«
»Lena hast du alles aufgenommen«, fragte er in seiner Sprache?« Sie nickte.
»Tribun habt ihr etwas dagegen, wenn man uns durch euer Lager führt?« Die Antwort des Tribuns nicht abwartend, trat der andere Centurio vor. »Ich bin Marcus Valerius Rufus, man nennt mich Rufus den Roten.«
Das traf zumindest auf seine roten Haare zu.
»Ich werde euch durch das Lager führen.«
»Tribun, es war uns eine Ehre, euch kennengelernt zu haben.« Sie gingen nach draußen, Rufus der Rote voran.
»Was wollt ihr sehen?«
»Alles«, sagte Lena.
»Dann fangen wir mit dem Lazarett an.« Wie alle Bauten war auch dieses aus Holz. Ein langer Raum, auf beiden Seiten standen die Betten, allesamt leer. Hinten war noch ein kleiner Raum. Daraus kam ihnen ein Mann entgegen. »Das ist unser Arzt Tiberius«, stellte Rufus ihn vor.
»Welch seltener Besuch«, sagte dieser. »Tiberius, wenn ihr wollt, bringe ich das nächste Mal meine Ärztin mit, sie kann sicher noch viel von euch lernen.« Das war dick aufgetragen, aber was soll's.
»Ich würde mich freuen«, sagte er.
»Also bis dann.«
»Bei den Germanen rumort es«, meinte der rote Rufus, sie können jederzeit losschlagen.«
»Macht euch das Sorgen?« fragte Kristian.
»Nein, gegen einen kleinen Kampf habe ich nichts einzuwenden.« »Das nächste wichtige Gebäude ist das Principium, mit seiner Versammlungshalle, Gerichtsraum, Schreibstube der Verwaltung, Lagerkasse und unser Fahnenheiligtum mit den Feldzeichen.« Das wollte Lena unbedingt sehen. Der rote Rufus war in seinem Element.
»Der Feldzeichenträger steht im Kampf neben dem Centurio, ebenso der Hornbläser.« Das Feldzeichen hatte die Grundform eines Speeres, darunter eine Tafel mit den Namen der Einheit und ihren Auszeichnungen. Auf beide Seiten der Tafel hängen metallbeschlagende Lederbänder herab. Weiter ging es zu den Mannschaftsbaracken. Neugierig schauten sie hinein. Die Räume waren unterteilt in Wohnraum mit Ofen und Schlafraum und mit den doppelstöckigen Betten. »Wie viele Männer leben hier«? fragte Lena. »Je acht Legionäre«, was eine Belegung von achtzig Mann pro Baracke ausmachte.
Sie gingen zum Getreidespeicher und kamen an den Ställen vorbei. Godwin folgte ihnen schweigend. »Wann werdet ihr wiederkommen«? fragte der rote Rufus.
»Bald.«
Die Legionäre, die sie trafen, schauten neugierig hinter ihnen her. »Ich habe Frauen in eurem Lager gesehen«, sagte Kristian, »wohin gehören sie?«
»Einige Legionäre haben ihre Frauen hier und ihre Kinder. Es gibt aber auch Frauen hier, die sich verkaufen. Dort, hinter der Baracke, gibt es einige Händler.«
»Dürfen wir uns das ansehen?«
»Kommt.« Die Frau hinter ihrem Stand witterte ein Geschäft. Er sah einige Fibeln, Messer, Kämme, Schmuck, Elfenbein, Kristalle und Bernstein. Diese nahm er in die Hand. In zwei waren Einschlüsse, ein Käfer und ein Blatt. »Was sollen diese beiden kosten«? fragte er die Frau. Die Frau war sich nicht sicher, schaute sie nacheinander an und schien zu überlegen, ob er gut bei Kasse war. »Zwei Denar«, sagte sie schließlich.
»Das ist ein unverschämter Preis«, ereiferte sich der rote Rufus.
»fünf Sesterze,« sagte sie schließlich. Rufus wollte schon wieder loslegen, als Kristian abwinkte. Kristian hatte kein römisches Geld. »Kannst du mir aushelfen«? fragte er Godwin.
»Ich mach das schon«, sagte der rote Rufus und gab der Frau das Geld.
»Was ist dort«? fragte Lena.
»Das ist die Latrine.«
»Dürfen wir einen Blick darauf werfen?«
»Wenn ihr wollt?« Es gab zehn Sitzplätze in einer Reihe. An jedem Platz stand ein Holzeimer mit Wasser, darin ein Schwamm an einen Holzstiel.
»Ganz schön fortschrittlich«, meinte Lena. »Was meinst du, wofür der Schwamm ist?«
»Eine Klobürste, was sonst.«
»Überleg doch mal, das sind Plumpsklos, dafür braucht man keine Bürste, normalerweise«, fügte er noch hinzu. Der rote Rufus verstand kein Wort von dem, was sie sagten. »Putzt ihr euch damit euren Hintern ab?«
»Ja sicher, habt ihr eine bessere Methode?«
»Wir machen das ähnlich«, würgte Kristian das Thema ab.
»Roter Rufus, wir danken dir für deine Führung, wir werden mit Godwin jetzt zurückreiten.« Godwins Begleitung saß noch bei den Pferden. »Godwin, sollen wir erst etwas essen?«
»Wir haben nichts dabei.«
 
Am Morgen waren sie bereit. Lena saß auf Kristians Pferd, er hielt die Zügel. Sie kamen am Waldrand an. Vor ihnen Zelte, dahinter das Kastell. Sie mussten sich sehr sicher fühlen, weil sie keinen Schutz um ihr Zeltlager gebaut hatten. Kristian dachte an den letzten Angriff der Germanen, den sie hautnah miterlebt hatten. Lediglich ein paar Legionäre hielten Wache. Man hatte sie entdeckt. Lena machte ihre Fotos. Langsam gingen sie auf die Zelte zu. Es war still. Abwartend beobachteten die Wachen sie.
Es schienen fremde Römer zu sein, nicht die, die sie schon kannten. Sicher hatten diese schon von ihnen gehört. In den Augen der Männer glomm Verlangen auf, als sie die Frauen erblickten. Aus den Zelten kamen mehr Männer hervor. Bald bildete sich ein Spalier, durch das sie schritten. Vorne am Tor hatten sich Offiziere eingefunden. Rufus der Rote, ein Centurio, kam ihnen entgegen. Eurone das Alien-Mischwesen hatte ihnen, das heißt Lena, Jessika und ihm auf ihrem Planeten mittels einer Apparatur die römische Sprache beigebracht. Deswegen gab es keine Sprachschwierigkeiten. Jeanette, die später zu ihnen stieß, musste sehen, wie sie mit ihrem Schullatein zurechtkam.
»Es ist uns eine Freude, euch zu sehen«, empfing sie Rufus, der Rote. »Du meinst bestimmt meine Frauen?«
»Du bist natürlich auch willkommen.« Es entstand ein Tumult, als Gallus, ein einfacher Legionär, sich zu ihnen durcharbeitete. Zögernd blieb er vor ihnen stehen, als wäre er sich nicht sicher, ob sie sich seiner erinnern wollten.
»Gallus alter Freund, viel Betrieb hier.«
»Ja, es ist eng geworden.«
»Kristian komm«, drängte Rufus, »der Tribun wird euch sehen wollen.« Der rote Rufus gab einen Befehl und man kümmerte sich um ihre Pferde.
Lena drehte sich im Kreis und machte Fotos von den schmachtenden Legionärsgesichtern. Rufus ging voraus, eine Gasse öffnete sich. Das Zimmer des Tribuns Quintus füllte sich. Viele der Gesichter kannte Kristian nicht.
»Kristian, schön, dass ihr kommt, der Anblick deiner Frauen lässt uns unser eintöniges Leben hier ein wenig vergessen.« Er geleitete die Frauen zu Sitzgelegenheiten, die von den Männern schnell frei gegeben wurden. Ein Sklave kam mit einem Tablett, auf dem mit Wein gefüllte Gläser standen. Sie bedienten sich. »Lasst uns das Glas erheben auf unsere Freunde«, sagte der Tribun. »Viele von uns kennen euch noch nicht, haben aber sicher inzwischen von euch gehört.
Die Schönheit unserer weiblichen Gäste wird an den Lagerfeuern sicher bald genug Gesprächsstoff liefern.« »Tribun, genug des Lobes, sagt mir, ob ihr Verstärkung erhalten habt?«
»Nein, darf ich euch den Centurio Gaius Octavius vorstellen.« Der Tribun schaute einen Mann an. Dieser war Kristian schon aufgefallen. Er war von kräftiger Gestalt mit ausgeprägten Muskeln. Ihm möchte man als Gegner nicht gegenüberstehen. Sie reichten sich die Hand.
Octavius ließ sie nicht los und zog Kristian zum Ende des Raumes. »Ich habe schon viel über euch gehört.«
»Und was zum Beispiel?«
»Ihr sollt ein guter Kämpfer sein.«
»Ihr meint sicher die Geschichte mit Bibulus, er ist ein falscher Hund, der seine Macht an Schwächere austobt. Ich kann mit einem Schwert nicht umgehen.«
»Trotzdem habt ihr Bibulus besiegt.«
»Ja, mit einem Stock, er hat mir dieses noch nicht verziehen. Sein Schwert habe ich als Trophäe behalten. Wie soll ich dich nennen?«
»Sag Octavius zu mir.«
»Octavius, was machst du hier?«
»Ich habe einen Konsul in Colenia abgeliefert, wir sind jetzt auf dem Rückweg.
»Da seid ihr aber noch eine Weile unterwegs.«
»Du sagst es. Wir könnten unser Ziel schneller erreichen, unsere Begleitfahrzeuge lassen das aber nicht zu. Diese waren Kristian schon aufgefallen, denn sie nahmen einen Großteil des Platzes vor dem Kastell in Anspruch. Nicht nur die Verpflegung für die Menschen, auch die Pferde brauchten ihr Futter. Dazu kamen die Zelte. Auch Händler nutzten den Schutz der Soldaten.
»Hast du Familie«? fragte Kristian.
»Ja, unser Gut liegt in Florenz. Unser Rückweg führt daran vorbei, wir machen dort Rast.«
»Ich würde dich gerne begleiten, aber so viel Zeit habe ich nicht.« Er gab Lena ein Zeichen.
»Lena würdest du ein Foto von Octavius und mir mit der Sofortbildkamera machen?« Lena nickte. Das Blitzlicht ließ alle erschreckt in ihre Richtung blicken. Staunend blickte Octavius auf das Foto, das aus der Kamera kam und zu einem Bild wurde. »Der Tribun hat mir von euren magischen Kräften erzählt, ich wollte es nicht glauben.« Dann nahm er das Foto von Lena entgegen. »Sehe ich so aus«? fragte er zweifelnd.
»Ja, ich kann keinen Unterschied erkennen. Oder sehe ich auf dem Bild anders aus«? fragte Kristian.
»Das ist ein mächtiger Zauber.« Jetzt kamen die anderen und wollten das Bild sehen. »Lena mache ein Foto von ihnen.« So abgelenkt, standen sie bald wieder alleine da.
»Octavius, was hältst du davon, wenn ich dich ein Stück begleite?«
»Das würde mich freuen.«
»Ich könnte, wenn du mir einen Führer mitgibst, vorausreiten und deiner Frau dieses Bild von uns bringen.«
»Das würde sie sicher erfreuen, aber meinst du, dass es etwas bringt, wenn du ein paar Tage vor mir dort bist?«
»Lass dich überraschen, gib mir einen Mann mit, der den Weg genau kennt und vor magischen Kräften, wie du es nennst, keine Angst hat.«
»Was hast du vor?« »Ich werde mir in Ruhe dein Land anschauen.« Jessika kam zu ihnen, um zu sagen, dass sie zu den Händlern vor dem Kastell wollten.
»Was ist mit dir Octavius, gehst du mit?«
»Ja, dann zeige ich dir den Mann, der dich begleiten wird.« Einer Prozession gleich, folgten die Männer den Frauen nach draußen. Der rote Rufus hatte die Führung übernommen. Die Prozession wurde immer länger. Alle wollten einen Blick auf die Frauen in ihren engen Reithosen werfen.
Unterwegs gab Octavius einem Mann ein Zeichen. Der bahnte sich einen Weg zu ihnen durch. »Decimus, ich habe einen Auftrag für dich.«
Decimus war auch keine halbe Portion und kein einfacher Soldat. »Decimus, mein Freund Kristian möchte morgen vor uns herreiten. Bringe ihn sicher zu meiner Frau. Du wartest dort auf uns.« Abschätzend musterte Decimus Kristian.
»Er hat nicht mal ein Schwert.«
»Ja, ich weiß, er wird einen Stock mitnehmen.«
»Einen Stock?«
»Ja, Kristian ist ein Stockkämpfer, lass dir die Geschichte von Bibulus erzählen. Du kannst dich auf ihn verlassen. So, jetzt lass uns zu den Händlern gehen.«
 
Kontaktaufnahme mit den Atlantern.
»Sei gegrüßt Mann von der Erde und Freund unserer andersartigen Brüder. Du hast meine Botschaft angenommen und ich wusste, dass du bereit warst, uns kennenzulernen, sowie wir dich kennenlernen wollten.«
»Wie darf ich dich ansprechen«? fragte Kristian gedanklich.
»Sag Ramos zu mir. Ich habe den Auftrag, dich in meine Welt zu bringen.«
»Warum mich, du weist sicher, wie viele Menschen es in meiner Welt gibt, darunter sind bestimmt viele, die würdiger sind als ich, um eure Bekanntschaft zu machen?«
»Als die Nachricht kam, dass du als erster Mensch die Anwesenheit unserer anderen Brüder kundtatest und auf ihrer Heimatwelt eingeladen wurdest, wollten wir dich kennenlernen.«
»Ramos sage mir, wer ihr seid? Wo kommt ihr her? Ihr seid Menschen wie wir, zumindest fast.
»Das, was du deine Heimat nennst, war auch vor langer Zeit unsere Heimat. Es gab Katastrophen und Kriege, die ein Teil unserer Vorfahren nicht mehr ertragen wollten. Mit unserer Technik waren wir allen damaligen Völkern überlegen, was Neid und Missgunst unseren Nachbarn reichlich Nahrung gab. Wir hätten sie alle auf einen Schlag vernichten können, was ein großer Teil von uns auch vorhatte. Ehe es dazu kommen konnte, stiegen die, die dieses verhindern wollten, in ihre Raumschiffe, damals nannten sie es Himmelsgefährte, die an geheim gehaltenen Orten bereitlagen, in der ihr ganzes Wissen gespeichert lag, und nahmen die zerstörerische Kraft mit. Unsere Vorfahren verließen ihre Heimat und begaben sich auf die Suche nach einer neuen Welt zwischen den Sternen.«
»Es gab ein Volk, von dem heute noch erzählt wird, dass es mächtig und seiner Zeit weit voraus war«, sagte Kristian.
»Sie sollen ihr Wissen zu unredlichen Dingen verwendet haben, was zu ihrem Untergang geführt hat. Noch heute suchen sie nach diesem Land, das sie Atlantis nennen.«
»Wir sind nicht untergegangen, aber du hast recht, unsere Vorfahren stammen von den Menschen ab, die ihr Atlanter nennt. Wie ich schon sagte, ein Teil von uns zog es zu den Sternen. Wir fassten Fuß auf den erstbesten erdähnlichen Planeten und breiteten uns dort aus. Nach langer Zeit und technischem Wandel besuchten wir unsere Heimatwelt und fanden sie zerstört vor.«
»Willst du damit sagen ihr seid wirklich das untergegangene Volk Atlantis? Du weißt, dass heute immer noch nach dem sagenhaften Atlantis gesucht wird?«
»Ja, das wissen wir. Nur sucht ihr an der falschen Stelle. Das frühere Atlantis ist nicht versunken.« Schwer zu glauben, wer würde ihm das glauben?
Es gab eine kurze Unterbrechung als ein zweiter Schatten auf Ramos zutrat, mit ihm kommunizierte und wieder ging.
»Hast du einen Wunsch, bevor wir die unmittelbare Nähe deiner Welt verlassen?«
»Ich weiß nicht, ob das möglich ist, kannst du mich einen Blick auf meine Freundin werfen lassen, ich konnte mich nicht verabschieden?« Er zuckte zusammen, vor ihm die Halle, dann ein Schwenk durch die geschlossene Küchentür. Jessika saß mit Großvater am Küchentisch. Er sah, dass Ramos nickte. Jetzt sahen sie ihn in einer Kugel, die vor ihnen schwebte. »Kristian, wo bist du«? fragte Jessika erschrocken.
»Ich bin bei Freunden, ihre Welt ist weit entfernt, wir sind noch nicht angekommen, macht euch keine Sorgen, mir geht es gut.« Er blickte auf die sechs Personen hinter sich und hoffte, dass Jessika sie auch sah.
»Aber da sind doch noch mehr Menschen«, rief Jessika.
»Ja, aber nicht aus unserer Welt. Ich muss jetzt Schluss machen, bis bald.« Interessiert hatten alle zugehört. Er sah gerade noch, dass Großvater etwas fragen wollte, als die Übertragung erlosch
 
 
Kristian und Jessika kamen von einem Besuch auf dem Heimatplaneten der Alien zurück. Dort hatte Kristian Eurone eine Wissenschaftlerin, welche ein Mischwesen der Alien war, kennengelernt.
Zuhause erwartete sie eine Überraschung. Als sie so plötzlich in der Halle erschienen, kam ihnen Aron bellend entgegen. »Was ist denn jetzt schon wieder los«? fragte eine Stimme. Kristian und Jessika schauten sich an.
»Mutter«, stellte Jessika fest.
»Mama, wir sind zuhause.«
»Das gibt auch langsam Zeit. Wir kamen nicht mal in unser eigenes Haus. Das Monster von Hund hat uns nicht hereingelassen.«
»Braver Hund«, sagte Kristian leise und erntete einen bösen Blick von Jessika.
»Das Schönste war, Großvater stand hinter den Sträuchern und hatte seinen Spaß.« Mama kam aus der Küche.
»Hallo Kristian.«
»Guten Tag Frau Sanders.«
»Wo ist Papa«? fragte Jessika. »Der schaut sich mal um.« Kristian suchte Blickkontakt mit Maria, sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. Sie waren also noch ahnungslos.
»Hier hat sich ja einiges geändert.«
»Ja Mama, Kristian schläft bei mir.«
»So, kann mir mal einer sagen, warum Großvater immer vor sich her grinst?«
»Das ist uns noch gar nicht aufgefallen Mama.«
»Papa.« Jessika nahm ihren Vater stürmisch in den Arm.
»Hallo Kristian.«
»Guten Tag Herr Sanders.«
»Was sollte die Buddelei im Turm?«
»Wir haben einen Tunnel freigelegt.«
»Und was ist damit?«
»Der führt in die Halle.«
»In die Halle, was soll der Quatsch?«
»Wir zeigen ihn euch später.«
»Wie seid ihr darauf gekommen?«
»Ein Freund gab uns den Tipp«, dabei mussten sie lachen. »Wolltet ihr nach dem Rechten sehen, oder warum seid ihr gekommen«? fragte Jessika.
»Man fühlt sich seines Lebens nicht mehr sicher, überall hört man von UFOs und Alien.«
»Hast ja so recht Mama«, lachte Jessika.
»Du brauchst deine Mutter gar nicht auslachen.«
»Wo kommt eigentlich die zweite Rüstung her«? fragte Papa. Jessika schaute Kristian an, dieser zog seine Schultern hoch. »Ja, das ist eine von vielen Sachen, die wir euch noch erklären müssen.«
»Kind, was ist mit dir passiert, ich habe dich ganz anders in Erinnerung und dich auch Kristian.«
»Da sind bestimmt die UFOs dran schuld«, sagte Jessika  lachend. »Mach dich nur über deine Mutter lustig.«
»Hallo Kinder«, sagte Großvater, als er von draußen herein kam. »Wie geht es Graf Falkenhorst?«
»Wir waren nicht auf Falkenhorst.«
»Ihr ward mit, wie heißt er noch mal?«
»Cyro, Großvater.«
»Also mit Cyro unterwegs?«
»Ja.«
»Was redet ihr für einen Unsinn daher«? fragte Jessikas Vater. »Papa, habt ihr im Urlaub eigentlich keine Zeitung gelesen?«
»Ja sicher, ich konnte es nicht mehr hören und sehen, Burg Falkenhorst im Mittelalter, so ein Quatsch, für wie dumm halten uns die Leute eigentlich.«
»Der Wildbratenspieß auf Burg Falkenhorst war nicht zu verachten«, sagte Großvater vergnügt, »und der Waffenmeister kann einiges vertragen.«
»Sind denn hier alle verrückt geworden?«
»Du musst es deinen Eltern sagen«, sagte Kristian, »wir zeigen ihnen die Burg.«
»Wir wissen, wie die Burg aussieht, schließlich wohnen wir schon lange hier«, meinte die Mutter.
»Kommt trotzdem mit, es ist ja nicht weit.«
»Das will ich sehen«, freute sich Großvater.
»Kommt gar nicht infrage«, sagte Jessikas Mutter. Der Vater hielt sich zurück, vielleicht ahnte er langsam das Ausmaß der Geschichte.
»Fasst euch an und lasst auf keinen Fall los«, sagte Kristian. »Kinder, was macht ihr mit uns«, jammerte Mama, »ich habe Angst.« Der erste Sprung brachte sie vor die Burgruine. Dass sie so schnell vor der Burgruine standen, war der Mutter weit weniger wichtig, als die Tatsache, dass sie recht hatte und die Burg das war, was sie schon seit Jahrhunderten war, eine Ruine. Die Ruine noch vor Augen, änderte sich das Bild plötzlich. Sie standen jetzt vor der Vorburg, die Hauptburg im Hintergrund.
»Kinder, was macht ihr nur mit uns?«
»Es stimmt, was die Zeitungen schreiben«? fragte der Vater. Kristian nickte.
»Und was habt ihr damit zu tun?«
»Kristian hat ein Tor ins Mittelalter gefunden.«
»Und da seid ihr hindurchgegangen?«
»Mich hatte er anfangs nicht eingeweiht, aber Großvater wusste Bescheid.
»Und ich weiß jetzt auch, wo das Tor ist«, sagte Jessika stolz. »Die Familie Falkenhorst sind unsere Freunde, und die Tochter wohnt in unserem Haus.«
Das war zu viel für die Mutter, »Kinder, ich will nach Hause.« Kaum ausgesprochen standen sie wieder in der Halle.
»Ich muss mich auf den Schrecken ausruhen«, sagte Mama.
Kristian hatte Klara geholfen, ihre Krankheit zu besiegen und versprochen, sie mit zu den Römern zu nehmen, wenn sie ihre Krankheit besiegt hat.

Die Mädchen standen ängstlich zusammen. »Kristian«, Rufus kam auf sie zu.
»Rufus, das sind«, er zögerte, »das sind meine Freundinnen, sie wollten unbedingt echte Römer kennenlernen. Die Legionäre, die sich um sie stellten, grinsten. Ob die Mädchen ihrer Unterhaltung folgen konnten, war nicht zu erkennen. Der Kreis der Legionäre wurde enger. »Klara, was meinst du, sind die echt?« Klara faste als erste Mut und deutete auf ihre Hand, die noch die Hand einer Freundin hielt. Er nickte. Daraufhin öffnete sie ihre Hand und musterte die Legionäre, indem sie sich im Kreis drehte.
»Rufus, den Frauen passiert doch nichts?« Rufus schüttelte den Kopf und gab seinen Männern zu verstehen, dass sie die Mädchen in Ruhe lassen sollten. Klara hatte sich einen netten Legionär herausgesucht und ging auf ihn zu. Seine Kameraden machten Platz. Klara ging um ihn herum und begrapschte seine Rüstung, was die Legionäre zum Lachen brachte. Klara blickte in ein freundliches Gesicht, was sie dazu verleitete, mutig auf das Schwert des Legionärs zu deuten. Der Mann reichte es ihr. Prüfend wog sie es in der Hand. Dann schwang sie es und stach auf einen unsichtbaren Gegner ein. Die Legionäre waren nicht mehr zu halten, lautes Gelächter schallte über den Platz. Klara fand es auch lustig. Es war, als würde alle Anspannung vergangener Wochen von ihr abfallen. Ehe sie sich versah, kamen vier Legionäre angelaufen, einen Schild auf ihren Schultern. Kräftige Hände hievten sie auf den Schild. Noch überrascht, gewöhnte sie sich an den schaukelnden Gang der Männer, und richtete sich auf ihre Knie auf. Sie hielt sich mit einer Hand fest, schwang das Schwert und schrie sich die Seele aus dem Leib. Dabei veränderte sich laufend ihre Mimik. Kristian befürchtete schon, dass sie übergeschnappt sei. »Klara, es reicht.« Er ging auf die Männer zu, die sich niederknieten und half Klara von dem Schild herunter. Sie machte einen erschöpften Eindruck. Sie lachte die Männer an und streckte das Schwert in die Höhe, worauf die Männer es ihr nachmachten, ihre Schwerter zogen und schauerliche Kampfschreie von sich gaben. Am Tor des Kastells standen etliche Legionäre, der Tribun war darunter und blickten in ihre Richtung.
»Kristian ich danke dir«, sagte Rufus. »Wofür?« »Schau dir meine Männer an, sie haben schon lange keinen solchen Spaß mehr gehabt.«
»Rufus hast du einen Denar bei dir?« Er nickte. »Gibst du ihn ihr, damit sie sich an diesen Moment erinnern kann, du bekommst ihn später von mir zurück.«
Rufus ging auf Klara zu und reichte ihr den Denar. »Ich danke dir im Namen meiner Männer, du hast ihnen viel Spaß bereitet.« Kristian sah, dass Klara nicht alles verstanden hatte und übersetzte. »Danke«, sagte sie, zog ihn zu sich herunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
Jetzt waren die Legionäre nicht mehr zu halten. Sie stürzten herbei und legten etwas in Klaras ausgestreckte Hand. Klara schaute Kristian an, dieser nickte. Darauf bekam jeder Soldat einen Kuss auf die Wange gedrückt. Bald reichte die eine Hand nicht mehr aus, sie musste ihre zweite Hand zu Hilfe nehmen. Sie standen jetzt in einen engen Kreis, von Soldaten umgeben, diese hatten nur Augen für die Mädchen, die in ihren kurzen Röckchen vor ihnen standen.
»Rufus, wir gehen wieder, damit ihr weiter kämpfen könnt.« »Lass dich mal wieder sehen.« Er versprach es.

Seite 40        Besuch bei Eurone der Alienfrau

»Hat euch mein Geschenk gefallen?«

»Ja, danke.« »Für wen habt ihr das geschaffen?«

»Wir brauchen es für die Forschung.«

»Du meinst, ihr macht damit entführte Menschen willig für eure Experimente?« In keiner Weise beleidigt, sagte sie, »ja, du hast es treffend ausgedrückt.«

»Weswegen wolltest du, dass ich komme?«

»Du hast uns sehr geholfen, z. B. hast du unsere verlorenen Kinder zurückgeführt. Obwohl inzwischen ein Freund, bist du gleichzeitig ein Studierobjekt. Du solltest dich nicht als solches fühlen und brauchst auch nicht zu fürchten, dass wir an dir Experimente durchführen. Als einzigster Erdbewohner, außer deiner Frau, bist du bis hier vorgedrungen und hast Sachen gesehen, wie kein anderer vor dir. Ich möchte dich heute vertraut machen mit der Gabe des Heilens, wie es nur wenige Menschen beherrschen. Das Wissen schlummert in dir, ich werde es nur erwecken. Bist du damit einverstanden?« Er nickte.

»Dann setze dich.« Eurone trat hinter ihn und legte ihre Hände auf seinen Kopf. Immer deutlicher spürte er Wärme in sich hochsteigen. Er schloss die Augen, die Wärme erreichte alle Körperteile. Er musste wohl eingeschlafen sein. Mit einem Ruck wurde er wach. Eurone saß jetzt vor ihm und schaute ihn an. »Habe ich lange geschlafen?«

»Nein.«

»Und hast du es erweckt?«

»Ja.«

»Was muss ich jetzt machen?«

»Nichts, du musst nur an deine Kraft glauben.«

»Wenn du willst, zeige ich dir meine Arbeit.«

Sie standen plötzlich in eine Art Labor. Unzählige Glasbehälter in Reihe und Glied, in ihnen Fötus in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Menschliche wie auch ihm fremde.

Eine Tür weiter erblickte er eine Schar Kinder. Überwiegend menschenähnlich, aber auch welche mit reinen Genen der Alien. Ein etwa zwölf Jahre altes Mädchen kam auf ihn zu. Ihr Aussehen entsprach etwa dem von Eurone.

»Wer bist du«? empfing er ihre Signale.

»Ein Freund.«

»Von der Erde?«

»Ja.« »Du bist nicht so wie wir?«

»Nein, ich bin ein normaler Erdbewohner.« Sie nahm seine Hand und blickte ihn an.

»Wirst du wiederkommen?«

»Ich glaube ja.«

»Ich freue mich.« Ihre Spielkameraden starrten sie an, ohne dass er ein Signal von Ihnen empfing. »Nimmst du mich mal mit zur Erde?« Kristian schaute Eurone an.

»Wir werden darüber nachdenken«, sagte sie. »Lana, lass Kristian los, wir wollen gehen.« Er wusste nicht, ob man Liebe spüren kann, aber von Lana kam so viel Liebe und Zuneigung rüber, dass er sie spüren konnte. Auch Eurone hatte sie gespürt und schien davon überrascht.

»Ich werde dich besuchen, wenn ich das nächste Mal wiederkomme.« Widerstrebend mit Blick auf Eurone, ließ Lana seine Hand los. Eurone machte dem ein Ende und sprang mit ihm in ihren Wohnraum. »So viel Zuneigung hat sie noch keinem gezeigt«, erklärte Eurone.

»Was hältst du davon, wenn ich ihr die Erde zeige, den Ursprung ihrer Gene? Ich zeige ihr unsere Lebensweise.« Trotzdem hatte er Bedenken, Eurone sah sie, denn sie beruhigte ihn, »sie kann ihr Äußeres anpassen.« Kristian freute sich auf das Gesicht von Jessika.

»Was ist mit ihrer Verpflegung?«

»Sie wird sie von hier mitnehmen.«

»Ist es schädlich für sie, wenn sie unser Essen probiert?«

»Nein.«

»Dann hole sie.« Er wusste nicht wie, aber plötzlich stand Lana vor ihm und ergriff seine Hand.

»Ich danke dir«, sagte sie.

»Ich werde euch zurückbringen lassen«, sagte Eurone, »und pass auf meine Tochter auf.« Sie standen vor einem Raumschiff, ähnlich dem von Cyro. »Geht hinein, es wird euch zu unserem gemeinsamen Stützpunkt zurückbringen.« Vom Stützpunkt aus sprangen sie direkt zu Jessika. Hier war die Überraschung groß. »Darf ich vorstellen, Lana die Tochter von Eurone.«

 

Seite 46

»Ich glaube nicht, dass das meine Mutter erlaubt.«

»Sei nicht traurig, du bist ja gerade erst hier.« Sie nahmen sie zwischen sich und gingen in den Stadtpark.

»Schaut mal das Mädchen«, sagte Lana. Sie wussten nicht, was sie meinte. »Dort auf der Bank mit ihrer Mutter.« Jetzt sahen sie, wen sie meinte.

»Das Mädchen ist krank und muss bald sterben.« Kristian dachte an seine erweckten Heilungskräfte und schaute sich das Mädchen noch genauer an. Um ihren Körper sah er einen Strahlenkranz, der ihren Konturen folgte. Den Tod sah er nicht. Lana bemerkte seine Bemühungen.

»Sieh genauer hin, die Strahlen die du siehst, hängen nach unten.« Bewusst hatte er noch nie Strahlen an einem Menschen wahrgenommen. Er schaute auf Jessika, die plötzlich auch von einem Strahlenkranz umgeben war. Ihre Strahlen hingegen hingen nicht herab. Ihm fiel ein, dass er schon von den Strahlen gelesen hatte, man nannte sie Aura. Anscheinend hatte Eurone auch sein Gedächtnis erweckt.

Ein Zeitungsartikel erschien vor seinen Augen. Bei der Aura sprach man von der Gesundheitsaura mit den Gesundheitsstrahlen. Diese gaben Auskunft über den Gesundheitszustand. Bei dem Mädchen hingen die Gesundheitsstrahlen herab. Es musste ihr sehr schlecht gehen. »Kommt, wir wollen nicht stören«, sagte er und versuchte Lana wegzuziehen.

»Aber ich kann helfen«, protestierte sie.

»Du meinst sie heilen?« Sie fielen schon auf, die Mutter schaute zu ihnen herüber. »Kommt, wir gehen zu ihr. Entschuldigung, wir wissen um euer Leid.« Das Mädchen hatte eine Mütze auf, kein Haar war zu sehen. Sie war vielleicht zehn Jahre alt. »Mama meint, ich sollte noch einmal die Sonnenstrahlen spüren. Ich werde bald sterben.« Die Mutter schluchzte. Zu dem Mädchen sagte Kristian, »wenn du so genau über deine Krankheit Bescheid weist, dann hast du sicher nichts dagegen, wenn Lana versucht, dir zu helfen?« Die Mutter schaute auf. Zu viele Hoffnungen waren zerschlagen worden. Der Tod ihrer Tochter war eine unabwendbare Tatsache. »Wie wollt ihr meiner Tochter helfen?«

»Lana sagt, sie hat heilende Kräfte, die eurer Tochter helfen können.«

Die Mutter schaute Lana an. Was soll's dachte sie, schaden konnte sie ihrer Tochter nicht mehr zufügen. Die Mutter nickte. »Wir haben eine Bitte, sie dürfen keinem von uns erzählen. Können sie das versprechen, auch im Namen ihrer Tochter?« Ein Nicken war die Antwort. Er gab Lana ein Zeichen, die sich darauf hinter dem Mädchen stellte. Zum Glück war der Park nicht gut besucht. Lana legte ihre Hände beidseitig an den Kopf des Mädchens und schloss ihre Augen.

Jessika und er schauten sich an. Falls sie etwas Spektakuläres erwartet hatten, so wurden sie enttäuscht. Anscheinend erging es der Mutter ähnlich. Lana trat hinter der Bank hervor. »Ich muss es noch einmal machen, morgen?«

Er übersetzte. Die Mutter nickte. »Wir kommen morgen um die gleiche Zeit wieder.« Als sie außer Hörweite waren, fragte er Lana, »was hast du gemacht?«

»Ich habe den Heilungsprozess eingeleitet und die Lebenskraft gesteigert. Morgen kann ich sie endgültig heilen.«

»Du scheinst dir deiner Sache sehr sicher zu sein. Nach den Worten von Eurone, sollte ich so etwas auch können«, sagte er.

»Du wirst es können«, sagte Lana.

»Habe ich gerade etwas verpasst«? fragte Jessika.

»Lana sagt, dass ich das auch kann.« Auf Jessikas fragenden Blick hin sagte er, »Eurone hat meine Heilungskräfte geweckt. Ich weiß, ich hätte es dir schon noch gesagt.«

Die Stimmung war irgendwie dahin.

»Fahren wir nach Hause?« Keine Antwort.

»Dann kommt.« Zuhause herrschte eine trübe Stimmung. »Was ist passiert«? fragte Großvater?

»Lana will ein todkrankes Mädchen heilen, und Kristian sagt, er würde das auch können.«

 

Seite 53

 

»Kommt, es ist Zeit.« Sie sahen schon von Weitem, dass die Bank im Park nicht besetzt war.

»Lana weißt du, was passiert sein kann?«

»Vielleicht denken sie, dass sie meine Hilfe nicht mehr benötigen.«

»Dort drüben ist das Krankenhaus«, sagte er, »lass uns dort suchen.« Sie kannten nicht mal ihren Namen und wussten deshalb nicht, wo sie anfangen sollten zu suchen. Er fragte nach der Station für Krebskranke.

Durch Zufall ging eine Tür auf und ein Arzt kam heraus. Im Hintergrund blickte ihnen die Frau von gestern entgegen. Bevor sie etwas sagen konnte, winkte Kristian ab. Sie kam ihnen aus dem Zimmer entgegen, ihre roten Augen ließen Schlimmes erahnen. »Was ist passiert«? fragte er.

»Die Schwester hat heute Morgen gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Seitdem zweifeln sie ihre eigenen Untersuchungsergebnisse an.« Das konnte ja nur bedeuten, dass es dem Mädchen besser ging.

»Die Heilung ist noch nicht abgeschlossen, Lana muss noch mal zu ihrer Tochter. Falls jemand fragt, sagen sie, sie ist eine Freundin.« Er nickte ihr zu, Lana ging hinter ihr her ins Zimmer. Das Mädchen schaute ihr entgegen.

»Ich muss noch einmal deine Lebensenergie stärken.« Das Mädchen nickte, wunderte sich nicht, dass sie die stumme Botschaft verstanden hatte. Lana setzte sich auf den Rand des Bettes und legte ihre Hände auf die Schultern des Mädchens und die Übertragung begann. Lana zuckte nur kurz zusammen, als jemand von draußen versuchte, ins Zimmer zu kommen. Die Tür war schon einen Spalt weit auf, als die Tür mit großer Wucht wieder zuknallte. Sie sahen vom Flur aus, wie der Arzt an seinen Kopf packte und vergeblich versuchte, ins Zimmer zu kommen.

Eine Ärztin stand in der Tür zum Schwesternzimmer und schaute von den vergeblichen Versuchen des Arztes zu ihnen. Kristian wusste nicht, was der Arzt vermutete, auf jeden Fall schrie er laut, »macht die Tür auf.« Lana verließ das Bett.

»Ihr habt versprochen, nichts zu sagen?« Die Mutter nickte und war erschrocken, weil sie nicht sah, dass sich Lanas Mund bewegt hatte.

»Alles wird gut.« Sie verschwand, die Tür ließ sich öffnen und der Arzt stolperte herein. Lana stand plötzlich wieder bei ihnen. Kristian blickte zu der Ärztin rüber. Man sah ihr nicht an, ob sie was mitbekommen hatte. So etwas gibt es nicht, las er in ihren Gedanken. Die Tür stand auf und man sah, dass die Mutter einen Schock erlitten hatte. Wie kann sich ein Mensch so plötzlich in Luft auflösen? Dann sah sie Lana und Kristian, dieses Mal schickte er ihr lautlos „alles wird gut“, rüber. Lana hob ihre Hand und wartete, bis die Mutter diesen Gruß zögernd erwiderte. Die Ärztin kam, sah von ihnen in das Krankenzimmer, wo die Mutter noch erstarrt stand.

»Was geht hier vor«? fragte sie Kristian? Er wollte es eigentlich nicht, trotzdem sagte er lautlos „alles wird gut“ zu ihr. Das schien sie hart getroffen zu haben, leichenblass starrte sie ihn an. Vielleicht wurde sie daran erinnert, was geschah, als Isabel die Tochter des Grafen hier im Krankenhaus lag. Sie gingen zum Ausgang und wären fasst mit Lena zusammengestoßen.

 

 

 
 
 
     

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